Die Vorwürfe der Financial Times (FT) wegen angeblichen Bilanzbetrugs bei Wirecard in Singapur beschäftigen inzwischen diverse Behörden. Die deutsche Wertpapieraufsicht BaFin geht inzwischen von einer gezielten Attacke von Spekulanten aus. Die Wirecard-Aktie konnte sich derweil am Dienstag weiter erholen.
Wirecard ist nach Einschätzung der Finanzaufsicht BaFin mutmaßlich Opfer einer gezielten Attacke von Börsenspekulanten geworden. Deswegen hat die Behörde Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft München I gegen gut ein Dutzend Beteiligter erstattet. Eine Sprecherin der Behörde hat am Dienstag eine entsprechende Meldung von Spiegel Online bestätigt.
Die Finanzaufsicht hat ihre Ermittlungen demnach aber noch nicht abgeschlossen. „Wir prüfen den Fall in alle Richtungen, unsere Untersuchungen wegen anderer potenzieller Marktmanipulationen in Aktien der Wirecard AG dauern an“, hieß es in der kurzen Mitteilung der BaFin.
Laut dem Spiegel verdächtigt die Aufsichtsbehörde auch Journalisten der Financial Times, mit mehreren Fonds beziehungsweise einzelnen Investoren gemeinsame Sache gemacht zu haben. Bereits Mitte Februar hatte es Medienberichte gegeben, wonach der Staatsanwaltschaft München brisante Aussagen eines Leerverkäufers vorliegt. Dieser gab an, vorab über das Erscheinen der kritischen FT-Artikel informiert worden zu sein.
Die Financial Times hat den Vorwurf damals wie heute zurückgewiesen. Die BaFin wiederum machte keine Angaben, gegen wen konkret nun Anzeigen erstattet wurde.
Mehrere Klagen anhängig – Vorwurf Marktmanipulation
Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Causa Wirecard ohnehin bereits seit Wochen gegen unbekannt. Geprüft wird dabei auch eine Anzeige gegen den FT-Journalisten, der die Meldungen federführend schrieb und veröffentlichte. Mit Unterstützung der gefürchteten Kanzlei Bub Memminger & Partner klagt Wirecard auch selbst gegen die Zeitung (DER AKTIONÄR berichtete exklusiv).
Eine von Wirecard bei der Anwaltskanzlei Rajah & Tann in Auftrag gegebene Untersuchung hatte ergeben, dass Mitarbeiter des Zahlungsabwicklers in Singapur tatsächlich gegen Vorschriften verstießen, aber in geringerem Umfang als von der FT gemeldet. Zentrale Vorwürfe hätten sich nicht bestätigt. Wirecard-Chef Markus Braun hat die Angelegenheit daher Anfang April für „abgeschlossen“ erklärt.
Ermittlungen der Behörden in Singapur laufen derzeit noch. Für den Vorwurf der Marktmanipulation ist es jedoch zweitranging, on die Vorwürfe gegen Wirecard stimmen oder nicht.
Ob und wie sich die jüngsten Entwicklungen auf das Leerverkaufsverbot der Wirecard-Aktie auswirken, wurde zunächst nicht bekannt. Die ungewöhnliche Maßnahme war von der BaFin im Februar verhängt worden und läuft voraussichtlich am Donnerstag (18. April) um Mitternacht aus. Eine Verlängerung des Verbots ist theoretisch möglich.
Depot-Wert Wirecard im Aufwind
Die Wirecard-Aktie hat am Dienstag an ihre jüngste Erholung angeknüpft und ist mit einem Plus von 3,6 Prozent als zweitgrößter DAX-Gewinner aus dem Handel gegangen. Im nachbörslichen Handel bei Tradegate ist das Plus auf rund fünf Prozent angewachsen.
DER AKTIONÄR setzt seit vergangener Woche im Aktien-Musterdepot auf eine Fortsetzung der Erholung bei Wirecard. Die Jahresbilanz 2018 und Einblicke in die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal könnten in der kommenden Woche (25. April) für weitere Impulse sorgen.
Mit Material von dpa-AFX.