Der Wochenstart der Wirecard-Aktie war vielversprechend: Nach der heftigen Talfahrt der vergangenen Wochen ging es am Montag um 15 Prozent, am Dienstag um fünf Prozent nach oben. Zur Wochenmitte ist die die Erholung allerdings ins Stocken geraten. Mit minus vier Prozent ist das Papier am Donnerstag der größte Verlierer im DAX.
Die Wirecard-Aktie gibt es aktuell so günstig wie lange nicht mehr. Eine Serie kritischer Artikel der Financial Times ließen den Kurs bis auf 86 Euro einbrechen. Rund ein halbes Jahr zuvor hatte die Aktie bei 199 Euro ihren bisherigen Höchststand erreicht. Seit Bekanntwerden der Vorwürfe haben sich über sieben Milliarden Euro Börsenwert in Luft aufgelöst.
Mit dem Kurs ist auch die Bewertung der Aktie spürbar gesunken. War die Aktie auf ihrem Höchststand im August noch mit einem 2019er-KGV von 46 bewertet, liegt es aktuell nur noch bei 26. Im Branchenvergleich ist diese Bewertung geradezu moderat.
Wirecard im Peergroup-Vergleich
Gute Wachstumsaussichten
Gleichzeitig hat sich an den operativen Aussichten in den vergangenen Wochen kaum etwas geändert. Erst in der Vorwoche hatte Wirecard-Chef Markus Braun ein „äußerst erfolgreiches 2019“ in Aussicht gestellt. Gemäß der im November präsentierten Prognose peilt das Unternehmen in diesem Jahr einen operativen Gewinn (EBITDA) im Bereich von 740 bis 800 Millionen Euro an. Einige Optimisten – darunter auch die Analysten vom Bankhaus Lampe – rechnen allerdings damit, dass diese Prognose wie in den Vorjahren noch aufgestockt wird.
Ungeachtet der Betrugsvorwürde der Financial Times und den daraus resultierenden Kursverlusten trauen die Analysten dem Unternehmen auf mittlere Sicht ungebrochenes Wachstum zu. Ausgehend vom Gesamtjahr 2017 rechnen die von Bloomberg befragten Experten bis 2021 mit einem Umsatzanstieg von 167 Prozent auf 3,98 Milliarden Euro. Beim bereinigten Gewinn je Aktie wird im selben Zeitraum sogar ein Plus von 240 Prozent auf 7,21 Euro erwartet.
Geschäftsentwicklung 2017 bis 2021
Daten: Bloomberg
Schnäppchen mit Risiko
Auch wenn die gesunkene Bewertung von Wirecard vor dem Hintergrund solcher Wachstumsaussichten attraktiv erscheint: Die Aktie ist nichts für schwache Nerven. Speziell im Vergleich zu anderen DAX-Werten ist die Volatilität ausgesprochen hoch. Bis die Vorwürfe der Financial Times vollumfänglich aufgeklärt sind, dürfte sich daran wohl auch nichts ändern. Entsprechend bleibt die Aktie aktuell Tradern vorbehalten.