Twitter übertrifft zwar die Erwartungen der Analysten, dennoch stürzt die Aktie vorbörslich um neun Prozent hinab. Zum einen konnten im zweiten Quartal keine zusätzlichen Nutzer hinzugewonnen werden. Zum anderen sanken die Werbeumsätze. Dabei hatte das laufende Geschäftsjahr gut begonnen.
Mit Erlösen von 574 Millionen Dollar übertraf Twitter die Erwartungen der Analysten von 537 Millionen Dollar. Auch die erzielten Gewinne je Aktie von 0,12 Dollar übertrafen die erwarteten 0,05 Dollar der Analysten.
Setzt man das Ergebnis des zweiten Quartals jedoch in Verhältnis zum zweiten Quratal 2016 ergibt sich ein wesentlich trüberes Bild. Die Erlöse sanken um fünf Prozent. Insbesondere das Kerngeschäft mit digitaler Werbung musste einen Dämpfer von acht Prozent hinnehmen. Sehr schwach – vor allem in Zeiten eines wachsenden Marktes. Weniger Agenturen scheinen Twitter für einen geeigneten Werbe-Kanal zu halten.
Laut den Marktforschern von eMarketer dürfte Twitters Marktanteil am globalen Werbemarkt im laufenden Jahr auf 1,5 Prozent zurückgehen. Mit einer Video-Strategie, wie sie auch Werbe-Riesen wie Facebook und Google erfolgreich verfolgen, könnte Twitter in Sachen Online-Werbung wieder einen Fuß in die Tür bekommen.
Twitter macht hier vieles richtig. Der Konzern konzentriert sich nicht darauf der beste Werbe-Kanal zu sein, sondern den besten und vor allem aktuellsten Inhalt zu liefern. So schloss Twitter zahlreiche Verträge im Sport-, Nachrichten- und Entertainment-Bereich ab. Zum Beispiel werden zukünftig Baseball-Spiele der MLB, ein 24-Stunden Nachrichtenstream von Bloomberg oder Sendungen von Live Nation übertragen. Noch beschränken sich die Video-Deals auf die USA – doch ähnliche Kooperationen lassen sich auch jenseits des Atlantiks durchführen. Im ersten Quartal trug diese Strategie bereits erste Früchte. Im zweiten Quartal schien es als müsse Twitter erst einmal durchatmen, um neue Deals abzuschließen.
Düster auch das „Nutzerwachstum“. Analysten erwarteten, daas Twitter das neugewonnene Momentum aus dem ersten Quartal beibehalten könne. Bewegung gab es bei den veröffentlichten Zahlen von 328 Millionen Nutzern im zweiten Quartal jedoch nicht. Es blieb bei den 328 Millionen Nutzern die sich bereits im ersten Quartal auf Twitter tummelten.
Mangels Nutzer- und Umsatzwachstum rutscht Twitter tiefer und tiefer in die roten Zahlen. Der Verlust stieg im vergangenen Quartal um neun Prozent auf 117 Millionen Dollar.
Spekulative Halteposition
DER AKTIONÄR empfiehlt die Aktien von Twitter als spekulativen Wert im Depot zu halten. Mögliche Kurstreiber bleiben der wirtschaftlicher Turnaround dank der Videostrategie und eine Übernahme.