Netflix wird am Montag (17. Juli) nach US-Börsenschluss die Zwischenbilanz für das zweite Quartal präsentieren. Vor allem die Entwicklung der Abonnentenzahl wird als dabei wieder einmal im Fokus stehen. Die Einschätzungen der Analysten gehen vor den Zahlen allerdings weit auseinander.
Saisonal ist das zweite Quartal für Netflix traditionell eher schwierig. In diesem Jahr dürfte die Bilanz aber freundlich ausfallen. Zum einen ist der Start von neuen Staffeln der Erfolgsserien „House of Cards“ und „Orange is the New Black“ diesmal in das zweite Jahresviertel gefallen. Zum anderen liegt die Messlatte im direkten Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum vergleichsweise niedrig. Wegen Preiserhöhungen für einige Bestandskunden in den USA konnte Netflix auf dem Heimatmarkt damals unter dem Strich nur 160.000 neue Abonnenten melden.
73 oder 185 Dollar?
Zwar rechnen auch die Analysten von Wedbush Securities dank vieler neuer Inhalte mit einem kräftigen Abonnentenplus im zweiten Quartal, langfristig bleiben sie aber pessimistisch. Das „Underweight“-Rating mit einem Kursziel von nur 73 Dollar wurde vor den Zahlen bestätigt. Allerdings hat sich der Finanzdienstleister damit scharfe Kritik von Börsenguru Jim Cramer eingehandelt.
Deutlich optimistischer ist indes die US-Investmentbank Morgan Stanley, die ihr „Overweight“-Rating vor den Zahlen bestätigt und das Kursziel von 175 auf 185 Dollar erhöht hat. Damit signalisieren die Analysten vom aktuellen Kursniveau aus noch rund 16 Prozent Kurspotenzial.
Starkes Momentum
Positiv schätzt die Schweizer UBS die Lage bei Netflix ein. Nach Auswertung der Ergebnisse eigener App-Download- und Content-Analysen bescheinigt Doug Mitchelson dem Streaming-Giganten sehr starkes Momentum. Mit Blick auf die Download-Rankings habe es im zweiten Quartal deutliche Steigerungen in beinahe allen großen Ländern gegeben – inklusive „substantieller Verbesserungen“ in Europa.
Da Netflix auch im Rest des Jahres noch diverse Blockbuster wie neue Staffeln von „Stranger Things“ oder „Narcos“ oder den Will-Smith-Film „Bright“ in der Pipeline hat, rechnet der UBS-Experte auch im Gesamtjahr 2017 mit einer starken Entwicklung der Nutzerzahlen und entsprechenden Prognose-Anpassungen von Seiten der Wall-Street-Analysten. Seine eigene Einschätzung hat der vor den Zahlen zunächst auf „Buy“ mit einem Kursziel von 175 Dollar belassen.
100-Millionen-Marke geknackt
Netflix selbst hat für das zweite Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Umsatzplus von über 30 Prozent auf 2,76 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Der Gewinn pro Aktie soll sich von neun Cent in Q2 2016 um rund 67 Prozent auf 15 Cent verbessern. Beinahe identisch dazu sind die Konsensschätzungen der von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten.
Bei der Zahl der Abonnenten rechnet Netflix insgesamt mit einem Anstieg um 3,2 Millionen auf 101,95 Millionen Nutzer, wobei das internationale Wachstum mit einem angepeilten Plus von 2,6 Millionen klar überwiegen sollte. Die 100-Millionen-Marke hatte Netflix bereits zu Beginn des zweiten Quartals im April überwunden.
Langfristig top!
Die Content-Strategie von Netflix ist teuer und nicht ohne Risiko – geht bisher aber hervorragend auf. Der Streaming-Platzhirsch ist sehr gut aufgestellt, um zukünftige Entertainment-Trends aktiv mitzugestalten. Entsprechend bleibt DER AKTIONÄR bei seiner bullishen Einschätzung für die Aktie. Kurzfristig neigt diese allerdings zu teils heftigen Kursausschlägen im Zuge der Zahlen, daher sollten sich Anleger vorsichtshalber auf erhöht Volatilität einstellen. Eventuelle Rücksetzer sind dabei Kaufchancen.