Bislang konnte man den Eindruck bekommen, vor allem Bundesfinanzminister Olaf Scholz will eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank, während die Institute selbst eher gebremst haben. Inzwischen soll sich allerdings auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing mit der Vorstellung anfreunden – trotz wachsender Kritik an dem Mammutprojekt.
Wie dich Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Personen aus dem Umfeld des CEOs meldet, sieht Sewing inzwischen mehrere Vorteile durch einen Schulterschluss mit dem Rivalen. Demnach würden beispielsweise Größenvorteile, eine größere Dominanz auf dem Heimatmarkt sowie gemeinsame Investitionen in neuen Technologie für eine Fusion sprechen.
Ein weiterer Vorteil wären außerdem sinkende Finanzierungskosten. Die von Kritikern befürchteten Stellenstreichungen gebe es dagegen sowieso, unabhängig von einer Fusion. Offiziell wollten sich die Institute dazu nicht äußern.
Im Vergleich zu früheren Äußerungen kommt dies einem Sinneswandel gleich. Zumindest mittelfristig („zwölf bis 18 Monate“) hatte Sewing eine Fusion bislang ausgeschlossen und stets für eine Fortsetzung der internen Restrukturierung geworben. Im Herbst 2018 soll er entsprechende Gerüchte gegenüber Mitarbeitern sogar noch als „Bullshit“ bezeichnet haben. Selbst aus dem Statement vom vergangenen Sonntag, mit dem die Gespräche zwischen den Großbanken offiziell bestätigt wurden, ließ sich noch eine gewisse Skepsis herauslesen.
Immer mehr Gegenwind
Derweil wächst die Kritik an einer möglichen Fusion. Arbeitnehmervertreter warnen vor massiven Stellenstreichungen und auch die Mehrheit der Finanzmarktexperten lehnt den Zusammenschluss laut einer aktuellen ZEW-Umfrage ab. Gründe dafür sind unter anderem Zweifel an den erhofften Größen- und Wettbewerbsvorteilen und die Angst vor einem Anstieg des Systemrisikos. Hinzu kommt eine ganze Reihe missglückter Bankenfusionen in der Vergangenheit, die heute eigentlich als Warnung dienen sollten.
Bank-Aktien bleiben unter Druck
Aus den Aktien der beiden Großbanken ist die Fusions-Euphorie vom Wochenanfang inzwischen wieder komplett entwichen. Für die Deutsche Bank geht es am Donnerstag erneut fast vier Prozent bergab, die Commerzbank verliert rund drei Prozent. Beide zählen damit zu den größten Verlierern in DAX beziehungsweise MDAX.