Die Aktien von Deutsche Bank und Commerzbank zählen zu den großen Gewinnern der Vorwoche, haben jeweils Spitzenplätze in den Gewinnerlisten eingenommen. Dass das CoBa-Papier heute eine Verschnaufpause einlegt, die Aktie der Deutschen Bank hingegen weiter zulegt, ist dabei nur eine Momentaufnahme. Im Hintergrund schließlich kriegt das große, dominierende Bild der vergangenen Monate Risse.
Seit Monaten wird über einen Zusammenschluss der beiden bekanntesten deutschen Banken spekuliert und diskutiert. Die Entstehung der „Deutschen Commerz AG“ hat vor allem in Kreisen des Finanzministeriums von Olaf Scholz (SPD) viele Anhänger, nicht zuletzt im Minister selbst einen Befürworter. International indes lässt kaum ein Beobachter ein gutes Haar an dem Vorhaben. Erst kürzlich erschien in der renommierten New York Times ein Verriss auf das Vorhaben. „Die Bank wäre dann erst recht „too big to fail“. Das ist keine gute Idee,“ zitiert die NYT darin Sascha Steffen von der Frankfurt School of Finance and Management. Hinzu kämen im Extremfall erhebliche Belastungen auf den Steuerzahl zu, sollte das neue Institut (ein „Monster“) in eine neue Finanzkrise geraten und auf Staatshilfe (=Steuerzahlerhilfe) angewiesen sein.
Immer wieder wird auch kritisch hinterfragt, weshalb es keinen ausländischen Interessenten für die Deutsche Bank gäbe. Wir sind der Frage in einem Beitrag im Januar eingegangen und haben aufgezeigt, dass die Deutsche Bank keinem Fusionspartner auf Augenhöhe begegnen könnte – ein Umstand, der vor allem in den Ministerien in Berlin mit Argwohn gesehen werden dürfte. Schließlich, das war immer wieder unmissverständlich zu vernehmen, sei der Wirtschaftsstandort Deutschland auf eine global gut aufgestellte deutsche Bank angewiesen.
Obwohl sich vergangene Woche mit dem US-Finanzinvestor Cerberus ein Großaktionär sowohl von Deutsche Bank als auch Commerzbank wohlwollend mit Blick auf einen möglichen Zusammenschluss geäußert hat, könnten alle Vorhaben diesbezüglich womöglich schon in Kürze Makulatur sein.
Wie der SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, plant das Emirat Katar eine Aufstockung seiner Anteile an der Deutschen Bank. Bereits heute ist Katar beziehungsweise bedeutende Vertreter des Emirates maßgeblich an der Deutschen Bank beteiligt. So halten Katars Ex-Premier Hamad bin Jassim Al Thani sowie dessen Cousin Hamad bin Khalifa Al Thani jeweils 3,1 Prozent der Anteile. De facto könnten es inklusive Derivate zusammen sogar knapp zehn Prozent sein – weitaus mehr als beispielsweise Cerberus.
Der Punkt ist: Jetzt soll die Qatar Investment Authority (QIA) erwägen weitere Anteile, mindestens fünf Prozent, zu erwerben. Darüber wurde zwar bereits zuvor spekuliert, doch jetzt scheinen sich die Gerüchte langsam aber sich zu bewahrheiten. Die Aufstockung könnte noch im Frühjahr erfolgen – mit weitreichenden Folgen. Katar wäre dann mit etwa 15 Prozent der mit Abstand größte Aktionär der Deutschen Bank – mit entsprechendem Einfluss auf wichtige Entscheidungen, und zu solchen zählt ohne Zweifel ein Fusionsvorhaben. Die Stimmen von Cerberus wären dann vergleichsweise wenig wert.
Nicht überliefert an dieser Stelle ist, ob Katar zu den Kritikern oder Befürwortern des aktuellen Kurses des Deutsche Bank-Managements zählt, vor allem mit Blick auf das Investmentbanking in den USA. Zuletzt war bekannt geworden, dass eine Reihe von Großaktionären das Management um CEO Christian Sewing dazu drängen möchte, das Engagement dort zurückzufahren. Nach den jüngsten Äußerungen und Berichten muss man jedoch davon ausgehen, dass Katar eine Verringerung des Geschäftsvolumens dort nicht gutheißt – und sich damit gegen andere Großaktionäre stellt.
Eine Kapitalerhöhung müssen Anleger in Zusammenhang mit dem QIA-Einstieg indes wohl nicht fürchten. Vielmehr könnte es wie zuletzt im Börsen.Briefing. (Anmeldung kostenfrei unter www.boersenbriefing.de) berichtet zu einer Übernahme der Anteile von der chinesischen HNA durch QIA kommen. HNA hält heute noch nach mehreren Teilverkäufen rund 6,3 Prozent der Deutsche Bank-Aktien.
Sollte sich die Aufstockung Katars an der Deutschen Bank wirklich bewahrheiten, dann dürfte das von Bundesfinanzminister Olaf Scholz avisierte Ziel eines Zusammenschlusses mit der Commerzbank unwahrscheinlicher werden. In der Folge würde die Deutsche Bank aller Voraussicht nach eigenständig bleiben – potenzielle Fusionspartner auf internationaler Ebene sind derzeit nicht auszumachen. Eine solche Entwicklung käme einer 180-Grad-Wende in der bisherigen Diskussion gleich.
Eine aktuelle Einschätzung der AKTIONÄR zur Commerzbank finden Sie hier. Nach Analyse von Nikolas Kessler kann das Minus von knapp einem Prozent bei der CoBa-Aktie „die jüngsten Fortschritte im Chartbild jedoch kaum trüben.“
Wie es mit der Aktien von Deutsche Bank und Commerzbank weitergeht, lesen Sie auch diese Woche im Börsen.Briefing., dem kostenfreien täglichen Newsletter des Anlegermagazins DER AKTIONÄR. Registrieren Sie sich einfach und unverbindlich unter www.boersenbriefing.de mithilfe Ihrer E-Mail-Adresse und bleiben Sie mit dem Börsen.Briefing. auf dem Laufenden. Es lohnt sich.
Ein Beitrag von Leon Müller, Chief Editor Börsen.Briefing. – dem täglichen Newsletter des Anlegermagazins DER AKTIONÄR (registrieren Sie sich kostenfrei unter www.boersenbriefing.de)
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