Über mehrere Jahre hinweg hatte BP stark unter der Katastrophe im Golf von Mexiko gelitten – vollkommen zu Recht! Nun hat der britische Energie-Riese das Kapitel abgeschlossen und blickt wieder zuversichtlich nach vorn. Dividendenjäger können jetzt zugreifen, denn aktuell bietet keiner der großen westlichen Energieriesen eine höhere Rendite.
Es war wirklich keine erfreuliche Zeit, die BP-Aktionäre nun hinter sich haben. Nachdem am 20. April 2010 die Bohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko explodierte, was schlimme Folgen für Natur, Tiere und Menschen hatte, mussten die Briten über Jahre hinweg milliardenschwere Belastungen stemmen. BP selbst bezifferte die Kosten im Juli 2016 auf 62 Milliarden Dollar. Zudem litt natürlich auch der britische Öl- und Gasförderer stark unter dem massiven Ölpreisverfall.
Satte Reserven
Ein Pfund, mit dem die Briten derzeit aber wuchern können, sind ihre enorm hohen Ölreserven von knapp 18 Milliarden Barrel. So verfügt unter den börsennotierten Gesellschaften weltweit lediglich der Branchenprimus Exxon Mobil über noch höhere gesicherte Vorkommen an Öl und Gas. Gemessen an der derzeitigen Tagesproduktion von 3,3 Millionen Barrel könnte BP noch stattliche 14,7 Jahre auf gleichbleibendem Niveau produzieren. Und das ohne auch nur einen einzigen weiteren Tropfen Öl zu entdecken, was äußerst unwahrscheinlich wäre. Zumal die Briten auch weiter in neue Vorkommen beziehungsweise in ihre Ausbeutung investieren. So begann 2016 bei sechs neuen Projekten die Förderung, im laufenden Jahr sollen sieben weitere hinzukommen. Für den Zeitraum 2016 bis 2021 rechnet BP mit einem jährlichen Förderzuwachs von fünf Prozent.
Und dabei achtet der Konzern stets darauf, dass in Zeiten volatiler und im Hinblick auf den Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre immer noch niedriger Ölpreise die Kosten möglichst gering bleiben. So gelang es BP bereits, die Ausgaben im Vergleich zum Jahre 2013 (als die Ölpreise noch bei über 100 Dollar notierten) durch strikte Kostendisziplin sowie Restrukturierungen um satte 40 Prozent zu senken.
Dividendenkrösus der Branche
Ein weiterer Punkt, der für die BP-Aktie spricht, ist die hohe Dividende. Mit einer Dividendenrendite von 6,6 Prozent sind die Briten der nun spendabelste Zahler unter den fünf großen westlichen Energiekonzernen (Shell kommt aktuell auf 6,4 Prozent, Total auf 5,0, Chevron auf 4,2 Prozent und Exxon auf 3,8 Prozent).
Zwar kann BP nicht wie der Rivale Royal Dutch Shell mit einer derart hohen Kontinuität glänzen (Shell hatte seit 1945 nicht mehr die Ausschüttung gekürzt), dennoch ist die Dividendenpolitik äußerst aktionärsfreundlich. So wurde selbst auf dem Höhepunkt der Deepwater-Horizon-Katastrophe lange dafür gekämpft, die Auszahlung stabil zu halten. Hierfür setzen sich vor allem die zahlreichen britischen Pensionsfonds sowie andere weltweit bekannte Versicherer ein, welche zu den größten Anteilseignern BPs gehören. Sie pochen regelrecht auf anhaltend hohe Dividendenzahlungen.
Indes verfügt BP trotz hoher Strafzahlungen im Zuge des Desasters im Golf von Mexiko wieder über eine solide Bilanz. Dadurch ist das Unternehmen in der Lage, im Ernstfall auch für einige Jahre mehr auszuschütten, als im jeweiligen Jahr eigentlich eingenommen wurde. So verfügte der Konzern Ende März über ein stattliches Eigenkapital von 99 Milliarden Dollar, was nicht weit unter dem aktuellen Börsenwert von 119 Milliarden Dollar liegt. Die Nettoverschuldung von knapp 37 Milliarden Dollar ist angesichts eines operativen Jahresgewinns von Analystenprognosen zufolge 27,3 Milliarden Dollar in diesem Jahr und 31 Milliarden Dollar im Jahr 2018 ohne Probleme beherrschbar.
Darüber hinaus dürfte BP Analystenprognosen zufolge ab dem kommenden Jahr auch endlich wieder in der Lage sein, die Dividende aus den laufenden Gewinnen bezahlen zu können. Denn nach dem horrenden Verlust 2015 und dem für BP-Verhältnisse „Mini-Gewinn“ von 115 Millionen im abgelaufenen Jahr dürften die Überschüsse des Unternehmens wieder kräftig anziehen: Im laufenden Jahr sollen unterm Strich mehr als sechs Milliarden Dollar als Gewinn hängen bleiben. Für 2018 dürften es sogar 8,4 Milliarden Dollar werden.
Quellensteuer: Null Prozent!
Ein weiterer erfreulicher Punkt für die Anteilseigner des britischen Energiekonzerns: Die Quellensteuer in Großbritannien liegt bei null Prozent. Somit entfällt das bei vielen anderen ausländischen Unternehmen nervige und mitunter auch komplizierte sowie zeitaufwendige Verfahren zur Rückforderung der im Ausland angefallenen Quellensteuer.
Deutsche Bank hebt den Daumen
Die enormen Reserven, gepaart mit einer starken Kostendisziplin, sowie eine günstige Bewertung der Aktie kommen auch bei den Analysten gut an. So rät von den 30 Experten, die sich regelmäßig mit der Aktie von BP befassen, kein einziger zum Verkauf – eine Seltenheit im Energiesektor. 17 Analysten stufen die Papiere zwar nur mit Halten ein, wobei der Großteil davon den fairen Wert dennoch über dem aktuellen Kursniveau sieht. 13 Experten raten zum Kauf der Papiere. Hierzu gehört etwa auch der Deutsche-Bank-Experte Lucas Herrmann. Er verweist auf die zahlreichen Starts einiger hoffnungsvoller Projekte. Darüber hinaus hob er das Kursziel von 505 auf 515 Britische Pence (umgerechnet knapp 5,90 Euro) an.
Kaufen und liegen lassen
BP hat sich von der Deepwater-Horizon-Katastrophe und dem massiven Ölpreisverfall seit 2014 erholt. Der britische Energie-Riese besticht nun mit einer soliden Bilanz, enorm hohen Reserven und einer hohen Profitabilität. Die Aktie ist zudem derzeit günstig bewertet und bietet Anlegern eine satte Dividendenrendite von 6,6 Prozent. BP ist damit ein weiterer Titel aus dem Energiesektor, der bestens für langfristig orientierte Dividendenjäger geeignet ist.
Dieser Artikel ist in der Print-Ausgabe 23/2017 erschienen. Hier bequem als ePaper erhältlich.