Die Erwartungen waren hoch, schließlich haben VW und Daimler mit ihren Zahlen für das zweite Quartal die Messlatte hoch gelegt. Analysten erwarteten im Durchschnitt einen Umsatz von 27,7 Milliarden Euro. Das EBIT wurde im Vorfeld auf 2,7 Milliarden Euro geschätzt. Vorstand Harald Krüger sollte die Erwartungen nicht enttäuscht haben. Im zweiten Quartal lagen die Erlöse bei 25 Milliarden Euro. Das EBIT ketterte auf 2,725 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum lag das Ergebnis vor Zinsen und Steuern bei 2,525 Milliarden Euro.
Kleine Modelle laufen gut
Vor allem kleinere Modelle wie der X1 und der 2er Active Tourer laufen aber bei BMW derzeit besonders gut - und das lastet auf dem sogenannten Modellmix. Autohersteller verdienen in der Regel an großen, teuren Autos mehr Geld. Sascha Gommel von der Commerzbank erwartet, dass die Marge verglichen mit dem Startquartal dieses Jahres (9,4 Prozent) gesunken ist.
Die Erwartungen von Anlegern dürften nach den Zahlen der Konkurrenz hoch sein. Die BMW-Aktie hatte sich von ihrem Jahrestief Anfang Juli zuletzt wieder etwas erholt. Seit ihrem Allzeithoch im März 2015 hat sie aber noch immer 37 Prozent an Wert verloren.
Hoher Dieselanteil
Die Autobranche ist derzeit vor allem vor dem Hintergrund der Dieselkrise von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. BMW wurde zwar bislang nicht ernsthaft in Verbindung mit Abgasmanipulationen gebracht, der Autobauer hat aber einen vergleichsweise hohen Dieselanteil bei den verkauften Wagen. Und zusätzlichen Druck bei der Festlegung künftiger Abgasgrenzen würden auch die Münchner zu spüren bekommen.
Disruptive Veränderungen
Die Papiere von Daimler und BMW fielen am 06. Juli auf ein neues 3-Jahres- Tief von 51,20 Euro beziehungsweise 63,38 Euro zurück. Wie passt das alles zusammen? Schließlich sind die Verkäufe der Autoindustrie auf Rekordniveau und der wichtigste Absatzmarkt China wächst kräftig weiter?
Nun, die gesamte Autobranche steht vor einem radikalen Wandel, vor disruptiven Veränderungen. „Am Horizont werden die Umrisse einer neuen, anderen Automobilität immer deutlicher, die die bisherigen Geschäftsmodelle der Automobilindustrie ablösen könnte“, sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management. Der großartige Erfolg der Automobilindustrie basierte in den vergangenen 100 Jahren im Kern auf drei Erfolgsfaktoren: Der Verbrennungsmotor ist das Herzstück eines jeden Autos, der Kunde will sein Autos selbst steuern und jedes Auto braucht einen ausgebildeten Fahrer, um dieses auch selbst zu steuern. Genau diese drei Punkte werden immer mehr zum Auslaufmodell. Schnee von gestern sozusagen. Der Markt und seine Gesetze ändern sich. Radikal!
Bild hellt sich auf
Die BMW-Aktie hat sich in den vergangenen Wochen wieder etwas erholt. Das Papier ist aus dem Abwärtstrend ausgebrochen und hat einen neuen Aufwärtstrend ausgebildet. Wer investiert ist, bleibt an Bord. BMW hat sich frühzeitig für die Elektromobilität in Position gebracht. Die Nachricht, zusammen mit Mobileye und Intel selbst fahrende Autos zu bauen ist auf jeden Fall sehr positiv zu werten.
Eine spekulativere Alternative bietet der chinesische Elektroautobauer BYD.
(Mit Material von dpa-AFX)