(Im fünften Absatz wurde ein fehlender Buchstabe und im sechsten Absatz das fehlende Wort "und" ergänzt.)
ELLWANGEN (dpa-AFX) - Der kriselnde Batteriekonzern Varta
Kurz nach Handelsbeginn am Freitag verlor das Papier bis zu 34 Prozent auf 9,30 Euro und fiel damit auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang 2017. Am frühen Nachmittag lag die Aktie noch mit knapp 29 Prozent im Minus und war damit weiterhin damit größter Verlierer im Kleinwerte-Index SDax
Vartas Krise hat sich den Angaben zufolge auf breiter Front verschärft. Die Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen etwa für Kopfhörer schwanke stark, und die Nachfrage nach Energiespeichern für den Strom aus Solaranlagen sei unerwartet "erheblich" eingebrochen. Zudem klagte der Konzern über Billigpreise der Konkurrenz für Energiespeicher und anhaltende Probleme in den Lieferketten.
Zu allem Überfluss hatten Hacker im Februar Vartas Computersysteme attackiert und die Produktion für mehrere Wochen lahmgelegt. Die wirtschaftlichen Folgen des Cyberangriffs ließen sich noch nicht vollständig abschätzen, hieß es nun. So musste das Unternehmen deshalb schon die Vorlage seines Konzernabschlusses für das vergangene Jahr auf die Zeit nach dem 30. April verschieben. Deshalb dürfte das Unternehmen auch aus dem SDax fliegen.
Für den Branchenexperten Thomas Wissler von MWB Research steht Varta vor allem wegen einer aggressiven Preispolitik chinesischer Konkurrenz unter Druck. Zudem begrenzten die hohen Schulden des Konzerns den Handlungsspielraum des Managements. Varta müsse die Kosten deutlich senken, die Verkaufspreise wettbewerbsfähig gestalten und innovative Produkte präsentieren, um eine dauerhafte Trendwende zu erreichen. Daher dürften die Gewinne noch weiter unter Druck geraten, bevor es besser werde.
Für die Varta-Aktien sieht der Analyst vorerst wenig Grund zur Hoffnung. Er senkte sein Kursziel von 16 auf 7 Euro und rät Anlegern weiterhin, ihre Papiere abzustoßen.
Varta hatte sich 2023 mit seinem Mehrheitsaktionär Michael Tojner und den Banken auf einen weitreichenden Umbau geeinigt. Der Österreicher Tojner hatte im Zuge einer Kapitalerhöhung 50 Millionen Euro zugeschossen, und die Banken gewährten erleichterte Kreditbedingungen und verlängerten die Verträge. Die Schritte sollten das Unternehmen finanziell stabilisieren. Doch angesichts der jüngsten Entwicklungen braucht Varta schon wieder Unterstützung.
Bis zum Sommer sollen die Geldgeber nun erst einmal stillhalten, bis der Gutachter AuxilPartner das bestehende Sanierungsgutachten überarbeitet hat. Eine entsprechende Stillhaltevereinbarung befinde sich "im Unterzeichnungsprozess". Varta erwartet, dass das neue Gutachten bis Mitte des Jahres vorliegt. Es soll die Grundlage für weitere Sanierungsschritte sein.
Unterdessen hat Varta die Investmentbank Rothschild & Co. als weiteren Berater engagiert. Sie soll Optionen für weitere Kapitalmaßnahmen und Finanzierungsschritte ausarbeiten. Über die konkreten Anpassungen, Umbau- und Finanzierungsmaßnahmen lasse sich derzeit noch keine verlässliche Aussage treffen, hieß es weiter./stw/nas/ngu/stw
Quelle: dpa-AFX