MONTABAUR (dpa-AFX) - Der Internetkonzern United Internet
Die United-Internet-Aktie legte im Handel am Vormittag deutlich zu und notierte zeitweise rund vier Prozent höher. Zuletzt lag das Plus noch bei drei Prozent. Die Papiere der Telekom-Tochter 1&1 kosteten zuletzt gut fünf Prozent mehr. Ionos-Scheine lagen rund 1,4 Prozent im Plus.
Wie Dommermuth in einer Telefonkonferenz erläuterte, muss er infolge von Ausbauschwierigkeiten das bisherige Jahresziel von 1200 5G-Antennenstandorten kappen. Stattdessen peilt der Manager nur noch 1000 Standorte an. Die Schuld sieht er bei den Partnern, zu denen unter anderem Vantage Towers zählt. Zuletzt hätte der größte Ausbaupartner die Lieferung von rund 300 Standorten abgemeldet. "Wir haben keine Erklärung bekommen, woran das genau liegt", sagte Dommermuth. Das 1&1-Netz soll ungeachtet dessen am 26. September 2023 gestartet werden.
In der Vergangenheit hatte United Internet immer wieder Probleme mit seinen Geschäftspartnern. Zuletzt beschuldigte er Vodafone
Wie Vodafone und 1&1 am Mittwoch verkündet hatten, funken 1&1-Kunden spätestens ab Oktober 2024 im Vodafone-Netz. Dafür bekommen die Briten Mieteinnahmen. Bisher hat 1&1 so einen Vertrag mit dem Wettbewerber Telefonica Deutschland
Der Umzugsplan von Telefonica zu Vodafone dürfte ambitioniert sein: Beim bisherigen National-Roaming-Abkommen mit Telefonica Deutschland dauerte es rund ein Jahr, bis Kunden auf das Netz umgezogen wurden. Der Roaming-Deal mit O2 läuft noch bis Ende Juni 2025, wie Dommermuth am Donnerstag erklärte. In der Vergangenheit hatte es zwischen beiden Unternehmen immer wieder Reibereien beim verständigten Preis gegeben.
Mehrere Male nutzte 1&1 die eingeräumte Möglichkeit zur Überprüfung der verhandelten Preise. Damit soll künftig Schluss sein, sagte Dommermuth: Es soll keine sogenannten Price Reviews mehr geben. Mit Blick auf den neuen Vodafone-Vertrag sagte der Manager, dass es nicht darum gegangen sei, günstiger einzukaufen. Die Preise seien ungefähr gleich.
Geregelt ist, dass Vodafone zeitversetzt höhere Kosten an seinen Mieter 1&1 weitergeben kann. Steigen die Kosten bei Vodafone beispielsweise in drei Jahren um fünf Prozent, so steigt der 1&1-Preis ab dem vierten Jahr um denselben Wert. "Ich glaube, das ist für beide Seiten eine faire Regelung", sagte Dommermuth. Der neue Vertrag sei "diskriminierungsfrei" und enthalte keine versteckten Kosten.
Unterdessen stagnierte der Konzernquartalsumsatz bei rund 1,5 Milliarden Euro, während mit 351,1 Millionen Euro deutlich mehr als um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängen blieb. Analysten hatten mit einem geringeren Ergebnis gerechnet. Die 1&1-Tochter entwickelte sich beim Umsatz etwas schwächer als erwartet. Der Erlös des zweiten Quartals ging leicht auf 972,1 Millionen Euro zurück. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) lag mit knapp 170 Millionen Euro rund 6,2 Prozent niedriger.
Die Webhosting-Tochter Ionos legte zudem starke Zahlen vor. Der Umsatz des zweiten Quartals stieg gegenüber dem Vorjahr um 11,5 Prozent auf knapp 355 Millionen Euro. Davon blieb mit 114,6 Millionen Euro gleich 28 Prozent mehr als operatives Ergebnis (bereinigtes Ebitda) bei dem Webhosting-Unternehmen hängen als noch im Jahr zuvor. "Ich glaube, man erkennt gut, dass das jetzt so kommt wie angekündigt", sagte Dommermuth.
Der Branchenexperte Karsten Oblinger von der DZ Bank bezeichnete das Zahlenwerk als "solide". Er sieht vor allem in der angekündigten Partnerschaft mit dem Rivalen Vodafone einen Kurstreiber, der Probleme im Zusammenhang mit der Übergangsphase beim anstehenden 5G-Netzaufbau gelöst habe. Der Kurs von United Internet habe aus diesem Grund in den vergangenen Wochen deutlich eingebüßt.
Die bisherigen Jahresziele für United Internet und 1&1 bestätigte der Vorstand./ngu/mne/jha/
Quelle: dpa-AFX