LONDON (dpa-AFX) - Die britische Großbank HSBC
Analysten hatten für das erste Quartal zwar mit einem kräftigen Gewinnsprung gerechnet, aber nicht in dieser Größenordnung. Dass das Ergebnis derart hoch ausfiel, lag an zwei positiven Sondereffekten, die eigentlich einen negativen Hintergrund haben. So wird die HSBC wohl ihr Privatkundengeschäft in Frankreich nicht wie geplant los. Aus diesem Grund nahm sie eine bereits getroffene Abschreibung in Höhe von 2,1 Milliarden Dollar zurück.
Der zweite Sondergewinn kam indirekt durch den Kollaps der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) zustande, der im März weltweit zu Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt hatte. In der Folge hatte die HSBC die britischen Teile der SVB für den symbolischen Preis von einem britischen Pfund (1,14 Euro) übernommen. Dies brachte ihr im ersten Quartal einen Sonderertrag von 1,5 Milliarden Dollar ein.
Im Tagesgeschäft profitierte das Finanzinstitut weiter von den weltweit gestiegenen Zinsen. Der Zinsüberschuss sprang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 38 Prozent auf fast 9 Milliarden Dollar nach oben. Die gesamten Erträge legten sogar um 64 Prozent auf etwas mehr als 20 Milliarden Dollar zu. Allerdings wurden sie von den Sondereffekten in Frankreich und Großbritannien besonders stark nach oben getrieben.
Jetzt will die Bank unter der Führung ihres Chefs Noel Quinn weiteres Geld in den Rückkauf eigener Aktien stecken. Außerdem nimmt sie die Zahlung von Quartalsdividenden wieder auf, nachdem sie diese Zahlungen nach Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 gestoppt hatte. Die erste Ausschüttung liegt nun bei 10 Cent je Anteilsschein.
Den Anteilseignern machte der Manager Hoffnung auf mehr. "Angesichts der guten Dynamik in unserem Geschäft gehen wir davon aus, dass wir in Zukunft über eine beträchtliche Ausschüttungskapazität für Dividenden und Aktienrückkäufe verfügen werden", sagte er. Im eigenen Geschäft wolle die Bank ihre Leistung verbessern und eine strenge Kostendisziplin wahren.
Der HSBC-Großaktionär Ping An drängt Quinn seit Monaten zu einer Abspaltung des Asien-Geschäfts. Die HSBC-Spitze hat diese Forderung des chinesischen Versicherers jedoch als teuer, riskant und wahrscheinlich wertvernichtend für die Aktionäre abgelehnt./stw/zb/mne/tih
Quelle: dpa-AFX