SAMARKAND (dpa-AFX) - Kremlchef Wladimir Putin hat bei einem Treffen von Staatschefs in Zentralasien der EU Einschränkungen des russischen Düngemittelexports in Entwicklungsländer vorgeworfen. Die Europäische Union lasse zwar für sich selbst die Einfuhr russischer Düngemittel zu, aber nicht in andere Staaten, sagte Putin am Freitag auf dem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) im usbekischen Samarkand.
Er forderte die bei dem Treffen vertretenen Vereinten Nationen auf, Druck auf die EU auszuüben, die im Zuge von Putins Krieg gegen die Ukraine verhängten Einschränkungen aufzuheben. Russland sei bereit, 300 000 Tonnen Dünger "kostenlos" an Entwicklungsländer abzugeben, sagte Putin. Diese Menge habe sich in Häfen der EU angestaut.
Die EU widerspricht dieser Ansicht entschieden. "Das sind Fake News", sagte EU-Ratschef Charles Michel am Freitag unabhängig von Putins aktuellen Äußerungen in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur und anderer europäischer Medien. "Russland hat beschlossen, die Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu verbieten." Moskau versuche, die Schuld auf die EU und die G7-Staaten zu schieben und behaupte, die Sanktionen seien der Grund für Probleme bei der Lebensmittelsicherheit in afrikanischen Ländern. "Das ist nicht korrekt." Deshalb sei er in engem Kontakt mit afrikanischen Ländern, sagte Michel.
In Samarkand, wo unter anderem Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und der iranische Präsident Ebrahim Raisi anwesend waren, warf Putin dem Westen einmal mehr Fehler vor und sagte, dass die Welt gerade eine Transformation durchmache, die "unumkehrbar" sei. Es entstünden neue Machtzentren in der Welt, meinte er auch mit Blick auf Russlands engere Zusammenarbeit mit dem Nachbarn China.
Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit sei heute die weltweit größte regionale Organisation und offen für neue Mitglieder, sagte Putin. Auf dem Gipfel begann auch der Prozess für die Aufnahme von Belarus, das als "letzte Diktatur Europas" gilt. Der 2001 zunächst mit dem Blick auf den Kampf gegen Terrorismus gegründeten SCO-Gruppe gehören heute China, Russland, Indien, Pakistan, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan an./mau/DP/ngu
Quelle: dpa-AFX