METZINGEN (dpa-AFX) - Der Modekonzern Hugo Boss
Der Finanzmarkt reagierte auf die Aussagen zur weiteren Entwicklung zunächst enttäuscht. Die Aktie verlor am Donnerstagvormittag zwischenzeitlich mehr als drei Prozent, konnte das Minus jedoch dann etwas reduzieren. So decke sich die Prognose bereits weitgehend mit dem Konsens der Analysten, notierte JPMorgan-Expertin Chiara Battistini. Dagegen hat sich Jefferies-Analystin Kathryn Parker beim operativen Gewinnziel (Ebit) etwas mehr erwartet. Es gab aber auch Lob: Volker Bosse von der Baader Bank sprach in einer ersten Reaktion von einem sehr zuversichtlichen Ausblick - und das, obwohl es viele Unwägbarkeiten gebe, mit Blick auf das Geschäftsumfeld.
Hugo Boss hatte den Finanzmarkt im vergangenen Jahr mit mehreren Prognoseerhöhungen verwöhnt und seine Ziele regelmäßig übertroffen. Dies schlug sich auch im Kurs nieder, der etwa in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als Drittel gestiegen war. Im laufenden Jahr kommt die Aktie auf ein Plus von gut 16 Prozent.
Vorstandschef Grieder stellte für 2023 ein Umsatzwachstum von vier bis sechs Prozent in Aussicht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll um fünf bis 12 Prozent auf 350 Millionen bis 375 Millionen Euro steigen. Das wirtschaftliche Umfeld liege nicht in seiner Hand, sagte er auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Im vergangenen Jahr hatte sich Hugo Boss wie die anderen Premium- und Luxusmodehersteller auch von der inflationsbedingt sinkenden allgemeinen Kauflaune abgekoppelt. Auch in das neue Jahr sei Boss sehr gut gestartet, so Grieder.
Er zeigt sich zuversichtlich, dass das China-Geschäft nach der coronabedingten Schwäche im laufenden Jahr wieder zurückkommen wird und verwies auf bereits zweistellige Wachstumsraten zum chinesischen Neujahrsfest. Hugo Boss mach sechs Prozent seines Umsatzes in China.
Im Vorjahr erhöhte sich der Umsatz des Konzerns endgültigen Zahlen zufolge um 31 Prozent auf einen Rekordwert von knapp 3,7 Milliarden Euro, das oprsative Ergebnis legte um 47 Prozent auf 335 Millionen Euro zu. Unter dem Strich verdiente Hugo Boss 2022 mit 209 Millionen Euro gut die Hälfte mehr als im Vorjahr. Aktionäre sollen deshalb eine um 30 Cent höhere Dividende von 1,00 Euro je Aktie erhalten.
Hugo Boss profitierte von seinem Programm zur Markenerneuerung und -verjüngung und einer dadurch bedingt steigenden Nachfrage. "Wir sind breit über alle Marken, Regionen und Kundenkontaktpunkte hinweg gewachsen", sagte Grieder. Dabei verzeichneten die amerikanische Region sowie Europa zweistellige Wachstumsraten, lediglich Asien-Pazifik legte wegen der China-Schwäche nur einstellig zu.
In Deutschland gingen die Erlöse um rund 30 Prozent nach oben, sagte Grieder in der Konferenz. Er zeigte sich mit der Entwicklung zufrieden und sieht im Heimatmarkt weiteres Potenzial. Sorgen könnte jedoch die Insolvenz und das geplante Schutzschirmverfahren der Modehandelskette Peek & Cloppenburg (P&C) in Deutschland bereiten. P&C sei einer der größten Handelspartner von Hugo Boss, so Grieder. Das Unternehmen beobachtet die Entwicklung seinen Angaben nach genau, sieht aber derzeit keine Anzeichen für negative Effekte auf Hugo Boss. Dazu gebe es die Intention, die Geschäfte weiterzubetreiben./nas/ngu/mis
Quelle: dpa-AFX