LÜBECK (dpa-AFX) - Beim Medizin- und Sicherheitstechnik-Anbieter Drägerwerk
Das Papier konnte anders als viele andere Aktien aus dem Medizintechnik-Sektor nicht stark von der Corona-Krise profitieren - dabei sah es am Anfang noch so aus. So war das Papier Ende März vergangenen Jahres wegen der Hoffnung auf gute Geschäfte rund um die Pandemie auf bis zu 108,50 Euro gestiegen. Doch die Euphorie war schnell vorbei und der Kurs fiel wieder deutlich zurück. Am Mittwoch lag die Aktie mit einem Minus von zuletzt zwölf Prozent auf 59,40 Euro auf dem niedrigsten Niveau seit März 2020.
Seit Ausbruch der Pandemie zog der Kurs lediglich um knapp zehn Prozent an und damit weniger als der SDax
Das Unternehmen begründete den Rückgang in der Bilanz mit einer sinkenden Nachfrage nach Masken und neuen Regeln für Corona-Testnachweise, die bereits im laufenden Quartal am Ergebnis zehrten. Zudem hat Dräger wie andere Unternehmen mit gestiegenen Einkaufspreisen für Rohstoffe und Vorprodukte und höheren Kosten für Logistik und Transport zu kämpfen. Daher dürften im kommenden Jahr nur noch ein bis vier Prozent des Umsatzes als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) bei Dräger hängen bleiben, hieß es in der Mitteilung. 2020 lag der Wert noch bei 11,6 Prozent.
Analyst Eggert Kuls von der Investmentbank Warburg Research schrieb in einer ersten Reaktion, die Einmalkosten lasteten auf dem Ausblick des Medizintechnikkonzerns für 2021 und der Margenausblick für das kommende Jahr sei eher schwach. Nach einem zweijährigen Corona-bedingten Boom dürften die Gewinnmargen 2022 nun wieder auf das Niveau von 2018 und 2019 fallen, was schlimmer sei als erwartet. Der Experte will seine Gewinnerwartungen überarbeiten, sobald er mit dem Unternehmen gesprochen hat.
Seit Ausbruch der Pandemie hatte das Unternehmen von einer starken Nachfrage nach Geräten für die Intensivmedizin profitiert, darunter die wichtigen Beatmungsgeräte. Im Corona-Jahr 2020 war der Umsatz um 22,5 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro gestiegen. Für 2021 rechnet das Management weiterhin mit einem währungsbereinigten Umsatzrückgang um zwei bis sechs Prozent und einer operativen Marge (Ebit) zwischen acht und elf Prozent.
"In den vergangenen Wochen hat sich die Nachfrage nach Produkten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie merklich abgeschwächt", hieß es zur Begründung. Dieser Trend werde sich 2022 fortsetzen. Nach Einschätzung des Vorstands dürfte Dräger ab dem Jahr 2023 wieder wachsen und dann auch wieder eine höhere Profitabilität erreichen.
Vorerst schlagen jedoch das Ende des Sonderbooms für Mund-Nasen-Schutzmasken und die neuen 3G-Regeln für Innenräume und Veranstaltungen aufs Ergebnis. So würden die wegen der Pandemie geschaffenen Produktionskapazitäten für Masken nicht mehr in diesem Umfang benötigt, hieß es. Außerdem würden videoüberwachte Corona-Selbsttests nicht mehr für die Erfüllung der 3G-Regeln anerkannt, so dass die Fertigung für den Dräger Covid-19 Home Test bis auf Weiteres eingestellt werde.
Daher rechnet Dräger in diesem Zuge insgesamt mit Sonderbelastungen von rund 30 Millionen Euro, die im vierten Quartal dieses Jahres verbucht werden sollen. Dies drückt aufs operative Ergebnis. Die operative Marge dürfte daher im Gesamtjahr 2021 eher am unteren Ende der ausgegebenen Zielspanne von acht bis elf Prozent liegen, schrieb das Unternehmen./stw/ngu/zb/mis
Quelle: dpa-AFX