(Neu: Konzernchef Zachert zur Gewinnentwicklung, Details zu erwarteten Synergien sowie Warburg-Analyst.)
KÖLN (dpa-AFX) - Der Chemiekonzern Lanxess
Der US-Anbieter antimikrobieller Wirkstoffe für Materialschutz, Konservierungs- und Desinfektionsmittel beschäftigt den Angaben zufolge rund 270 Mitarbeiter und betreibt zwei Produktionsanlagen an den Standorten St. Charles (Louisiana) und Institute (West Virginia). In einem durchschnittlichen Jahr erziele der Bereich einen Umsatz von rund 450 Millionen Dollar sowie ein operatives Ergebnis (Ebitda) von etwa 100 Millionen Dollar, hieß es weiter. Zum Vergleich: Im coronagebeutelten Jahr 2020 waren es nur 92 Millionen Dollar. Bis das normale operative Ergebnis erreicht sein wird, dürfte es nach Abschluss des Kaufs ein bis zwei Jahre dauern, sagte Lanxess-Chef Zachert in einer Telefonkonferenz.
Die Übernahme, deren Vollzug für das zweite Quartal 2022 angepeilt wird, soll bereits im ersten Jahr nach Abschluss einen Gewinnbeitrag liefern. Die Behörden müssen dem Deal allerdings noch zustimmen. Binnen vier Jahren erwartet Lanxess dann durch Umsatzsynergien und durch Einsparungen im Zusammenhang mit dem Kauf einen zusätzlichen operativen Gewinn von rund 30 Millionen Euro.
Dabei kalkuliert Zachert mit Einsparungen von rund 20 Millionen Euro sowie mit Umsatzsynergien in Höhe von etwa 10 Millionen Euro. Analyst Oliver Schwarz hält letztere Zahl für ein eher konservatives Ziel angesichts der Marktstellung, die Lanxess nach der Akquisition haben wird. So ergeben sich Umsatzsynergien etwa aus dem Verkauf ergänzender Produkte beider Unternehmen, der Erschließung neuer Märkte und die Nutzung kombinierter Vertriebskanäle.
In Summe soll das Microbial-Control-Geschäft von IFF also mittelfristig einen operativen Gewinn von umgerechnet knapp 113 Millionen Euro erzielen (bei einem Wechselkurs von 1,20 Dollar je Euro). Für das Gesamtjahr 2021 strebt Lanxess einen operativen Gewinn von rund einer Milliarde Euro an.
Die Übernahme kommt bei den Aktionären offenbar gut an. Die Lanxess-Aktien stiegen im Mittagshandel um rund 1,7 Prozent auf 58,66 Euro. Damit knüpften sie an ihren jüngsten Stabilisierungsversuch an, nachdem sie in Folge der Mitte August vorgelegten Halbjahreszahlen unter Druck geraten waren. Da hatte der Konzern zwar die Jahresprognosen angehoben, laut Analysten damit aber nur bedingt überrascht.
Im laufenden Jahr zählen die Lanxess-Papiere mit einem Minus von rund sieben Prozent zu den schwächeren Werten im MDax, der bislang um mehr als 17 Prozent zulegte. Und auch der Branchenentwicklung hinken die Papiere hinterher: Der Stoxx Europe 600 Chemicals stieg 2021 bislang um fast ein Fünftel.
Mit der Übernahme setzt Zachert den Konzernumbau hin zur Spezialchemie fort, die in der Regel profitabler ist als das Geschäft mit Standard- und Massenware. Unattraktive Randbereiche wurden verkauft, der Fokus auf die Sparte Consumer Protection rund um Materialschutz, Desinfektionsmittel, Wasseraufbereitung und Feinchemikalien für die Agrar- und Pharmaindustrie verstärkt.
Der IFF-Geschäftsbereich soll denn auch in das Consumer Protection-Geschäft eingegliedert werden. Die Sparte hatte Lanxess erst jüngst mit der Übernahmen des Herstellers von Produkten für Aroma- und Duftstoffe, Konservierungsmittel für Lebensmittel sowie für Reinigungs- und Kosmetikprodukte Emerald Kalama Chemical für fast eine Milliarde Euro gestärkt.
In der jüngeren Vergangenheit hatte es hier auch kleinere Akquisitionen gegeben, wie die des französischen Herstellers von Spezialfungiziden für die Verpackungsindustrie, Intace, und die des französischen Herstellers von Desinfektions- und Hygienelösungen Theseo./mis/mne/jha/
Quelle: dpa-AFX