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Original-Research: Cherry SE - von Montega AG
Einstufung von Montega AG zu Cherry SE
Unternehmen: Cherry SE
ISIN: DE000A3CRRN9
Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Halten
seit: 22.11.2023
Kursziel: 5,50 Euro
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: -
Analyst: Miguel Lago Mascato
Q3: 3 von 4 Geschäftsbereichen mit rückläufiger Top Line -
Restruk-turierungsdetails erläutert
Cherry hat mit dem jüngst veröffentlichten Q3-Bericht die vorläufigen
Kennzahlen bestätigt. Im CC gab das Management weitere Einblicke in die im
Bereich Components eingeleitete Restrukturierung. Die bestätigte
FY-Guidance sieht für Q4 ein massives yoy-Wachstum vor, was u.E. angesichts
des schwächelnden Konsumentenverhaltens sehr aggressiv erscheint.
[Tabelle]
Umsatzbasis auch nach 9M rückläufig: In Q3 konnte im Geschäftsfeld Gaming
der starke Einbruch beim Verkauf von Switches nicht durch steigende
Verkaufszahlen von eSports-Gaming Devices, beflügelt durch das anorganische
Wachstum der Xtrfy-Akquisition und die in Q2 eingeleitete "Gaming goes
global"-Initiative, kompensiert werden. Der Geschäftsbereich wies in Q3
zudem eine abflachende Dynamik (H1: +25,6% yoy) auf. Bei Peripherals
verbuchte man überraschend eine rückläufige Top Line (H1: +19,6% yoy).
Ebenso rückläufig im Jahresvergleich war der GB Digital Health, wo der
erwartete Sales-Push nach einer regulatorischen Änderung des Förderregimes
weiterhin ausbleibt. Das Q3 verlief insgesamt deutlich schwächer als vom
Management nach H1 erwartet.
Fehlende Deckungsbeiträge und schwacher Produktmix: Die Umsatzschwäche bei
Tastaturschaltern schlug sich im Gaming-Segment nach 9M mit einer niedrigen
Bruttomarge von 1,0% nieder (-15,0 PP yoy). Die schwache Ertragskraft ist
u.E. Ausdruck der aktuell schwachen Nachfrage und dem gleichzeitig
steigenden Preisdruck ausgehend von asiatischen Konkurrenten. Zudem
beeinträchtigten Abschreibungen auf den MX1-Vorratsbestand i.H.v. 2,8 Mio.
Euro die Bruttomarge. Laut Vorstand belastete das Segment aufgrund
fehlender Deckungsbeiträge das Konzern EBITDA (bereinigt) in Höhe von ca.
-8 Mio. Euro nach 9M (Marge: -6,7%; -17,5PP yoy). Die Rohmarge im Segment
Professional von 37,8% war ebenfalls deutlich schwächer ggü. dem Vorjahr
(-3,0 PP yoy), sodass wir eine Reduzierung unserer FY-Margenerwartung
gerechtfertigt sehen (zuvor: 32,0%). Auf ber. EBITDA-Ebene fiel der
Rückgang hier u.a. aufgrund des Personalausbaus für die E-Commerce
Aktivitäten noch etwas deutlicher aus (6,4%; -9,3 PP yoy).
Ausblick auf Q4 bekräftigt: Für die Realisierung der vom Management jüngst
korrigierten FY-Guidance (Umsatz: rund 140 Mio. Euro; ber. EBITDA-Marge:
10,0%) benötigt das Unternehmen im Schlussquartal eine umsatzseitige
Wachstumsrate von rund 48% yoy auf ca. 51,0 Mio. Euro. Nach den in Q4
anstehenden Aufwendungen im Zusammenhang mit der eingeleiteten
Restrukturierung i.H.v. ca. 11,0 Mio. Euro impliziert dies auf der Bottom
Line ein EBITDA von ca. 1,1 bzw. 12,1 Mio. Euro (bereinigt). Neben der
breiteren Vertriebsbasis dank der Initiative "Gaming goes global" und der
erfolgreich anlaufenden E-Commerce-Aktivitäten führt der Vorstand zudem die
Verkaufsevents in Q4 (Black Friday, Cyber Monday etc.) sowie das
Weihnachtsgeschäft als Treiber für diese Entwicklung an. Wenngleich wir
eine Top Line-Steigerung von rund 34% yoy im Schlussquartal erwarten, wirkt
aufgrund des u.E. branchenübergreifend schwachen Weihnachtsgeschäftes und
der schwächeren Impulse aus den erwähnten Sales Events die konkretisierte
Umsatzguidance optimistisch.
Umfassende Restrukturierung des Components-Bereiches angekündigt: Im
Zusammenhang mit der Umsatz- und Ertragsschwäche der MX1-Schaltergeneration
hat der Vorstand diese als nicht mehr wettbewerbsfähig eingestuft und eine
umfassende Restrukturierung des Bereiches angekündigt, in der ein
jährliches Einsparpotenzial von 10 bis 15 Mio. Euro realisiert werden soll.
Die erwarteten Wertbeiträge der Aktionen sind bisher nicht genauer
beziffert worden. Demgegenüber stehen Restrukturierungskosten von in Summe
20 Mio. Euro (rund 11 Mio. Euro liquiditätswirksam). Das Einsparprogramm
umfasst 4 Maßnahmen.
Für die (1) Produktionsverlagerung der MX2-Switch-Produktion befindet sich
der Vorstand aktuell auf der Suche nach einem geeigneten Partner, der den
hohen Qualitätsansprüchen der Cherry-Switches gerecht werden kann.
Hinsichtlich der Produktionsqualität geht laut Vorstand kein Risiko von der
Produktionsverlagerung für einen Teil des Components-Portfolios (lediglich
Fertigung von Switches für Partner-Produkte, Schalter für Cherry-Keyboards
werden weiterhin in Auerbach gefertigt) aus, sodass man hieraus keine
nachteiligen Effekte auf die Verhandlungen mit OEMs von Abnahmeverträgen
erwartet. So hätten chinesische Wettbewerber in den letzten Jahren
erhebliche Produktionskapazitäten vor Ort aufgebaut und die eigene
Fertigungsqualität stets verbessert, was auch den Ausgangspunkt der
aktuellen Ertragsschwäche des Bereiches Components bildet. Wir bleiben hier
zunächst abwartend positioniert. Aktuell ist eine Einigung mit MEDION AG
vermeldet worden. Mit weiteren OEMs befindet man sich in fortgeschrittenen
Verhandlungen. Nach Vertragsunterzeichnung dürfte sich ein gemeinsamer
Entwicklungszyklus anschließen, sodass für signifikante Umsätze in H2 2024
bis Jahresende eine Einigung u.E. unterzeichnet werden müsste. Durch die
Verlagerung von Kapazitäten dürften sich erhebliche Einsparungen bei
Personal und Verwaltungsaufwand ergeben und sich die Rohmarge durch ein
lokalisiertes Beschaffungsmanagement deutlich verbessern.
Weiterhin nimmt der Vorstand im Bereich Components vor allem am
Hauptstandort Auerbach eine (2) Fokussierung auf die Entwicklung
hochinnovativer Switch-Produkte in sog. Competence Centern ins Visier. So
sollen zum einen die Entwicklungszyklen von neuen Generationen deutlich
reduziert werden, was mit dem Start von Neuentwicklungen bei den MX- (3.
Generation) und ULP-Switches (2. Generation) bereits forciert wird und eine
Situation wie aktuell bei der 1. MX-Generation zukünftig vermieden werden
kann. Der Patentschutz dieser Produktvariante lief laut Management bereits
in 2014 aus. Mit diesem Schritt rückt für Cherry die Qualität von Switches
weiter in den Fokus. Zukünftig sollen hochmargige Aufträge im Vergleich zu
volumenstarken Orders favorisiert werden. Der Aufbau von Competence Centern
und das damit einhergehende höhere Innovations-potenzial dürfte sich
mittelfristig stabilisierend auf die Bruttomarge auswirken. Den von uns
prognostizierten höheren F&E-Aufwand behalten wir unverändert bei. Dieser
liegt am oberen Ende des managementseitig kommunizierten Korridors (3,0 bis
4,5% vom Umsatz).
Die Maßnahmen ergeben insgesamt ein Potenzial zur (3) Reduktion des
Headcounts um ca. 100 FTE (Einsparpotenzial MONe: 6,0 Mio. Euro), der bis
März 2024 abgeschlossen sein soll. Abschließend wird (4) die Verringerung
der Anzahl an Konzerngesellschaften im Rahmen der laufenden Operational
Excellence-Initiative angestrebt.
Fazit: In Q3 blieb die erwartete Belebung von Top und Bottom Line aus,
womit der Fokus auf das Schlussquartal maximal hoch ist. Mit der
eingeleiteten Restrukturierung des ehemals margenstarken Switch-Geschäftes
mehren sich die Zeichen für ein weiteres Jahr des Übergangs in 2024. In
Anbetracht dessen sowie der unsererseits geringen Visibilität auf eine
Belebung in Q4 im managementseitig prognostizierten Umfang bleiben wir
weiterhin abwartend positioniert und raten trotz des Kursziels von 5,50
Euro zum Halten der Aktie.
+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss
bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS /
HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++
Über Montega:
Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen Researchhäuser
mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das Coverage-Universum
umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie ausgewählte Nebenwerte und
wird durch erfolgreiches Stock-Picking stetig erweitert. Montega versteht
sich als ausgelagerter Researchanbieter für institutionelle Investoren und
fokussiert sich auf die Erstellung von Research-Publikationen sowie die
Veranstaltung von Roadshows, Fieldtrips und Konferenzen. Zu den Kunden
zählen langfristig orientierte Value-Investoren, Vermögensverwalter und
Family Offices primär aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg. Die
Analysten von Montega zeichnen sich dabei durch exzellente Kontakte zum
Top-Management, profunde Marktkenntnisse und langjährige Erfahrung in der
Analyse von deutschen Small- und MidCap-Unternehmen aus.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/28375.pdf
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Quelle: dpa-AFX