BERLIN (dpa-AFX) - Europas Wirtschaft muss sich nach Einschätzung des Ökonomen und China-Fachmanns Max Zenglein auf verschärfte Konkurrenz durch Unternehmen aus der Volksrepublik einstellen. Einen Grund sieht Zenglein in der der mit der chinesischen Immobilienkrise einhergehenden Schwäche der dortigen Inlandskonjunktur.
"Als Teil der strategischen Anpassung des chinesischen Wirtschaftsmodells investieren chinesische Unternehmen massiv in Technologie und den Ausbau von Produktionskapazitäten", sagte der Chefökonom des Berliner Mercator-Instituts für Chinastudien auf Anfrage. "Die schwächelnde Nachfrage in China wird zu noch mehr Überkapazitäten und damit einhergehend zu mehr Konkurrenz durch chinesische Unternehmen auf den internationalen Märkten führen."
Der Hintergrund: Ein Hongkonger Gericht hat die Abwicklung des mit über 300 Milliarden Dollar überschuldeten Immobilienkonzerns Evergrande
Die Probleme im chinesischen Immobiliensektor sind nach Zengleins Einschätzung mit dem Ende von Evergrande noch lange nicht ausgestanden. "Neben den unmittelbaren Folgen für die Bautätigkeit und das Finanzsystem führt es zu Verunsicherung in der Gesellschaft, wodurch die Kaufkraft der privaten Haushalte zurückgeht." Erst wenn sich die Lage des Immobiliensektors stabilisiere, werde die Wirtschaft wieder Fuß fassen können.
"Die wirtschaftliche Schwäche wird sich 2024 zunächst fortsetzen, da gilt es die Erwartungen anzupassen", sagte Zenglein. "Die eigentlichen Herausforderungen für Europa liegen woanders."/cho/DP/jha
Quelle: dpa-AFX