HANNOVER (dpa-AFX) - Die IG BCE fordert für die mehr als 580 000 Beschäftigten in der deutschen Chemie- und Pharmabranche deutlich mehr Geld. Das teilte die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie in Hannover mit. Die Lohn- und Gehaltzuwächse müssten oberhalb der Inflationsrate liegen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der IG BCE, Ralf Sikorski. "Der Fokus wird darauf liegen, nachhaltig Löhne zu steigen", sagte er, ohne die Forderung konkret zu beziffern. Dafür werde man auf die Inflationsrate im Frühjahr schauen, wenn die Gespräch mit den Arbeitgebern beginnen sollen.
Von einer Krise der Chemie- und Pharmaindustrie könne keine Rede sei, sagt Sikorski mit Blick auf jüngste Konjunkturdaten des Verbands der Chemischen Industrie. Demnach erwartet die Branche 2021 Rekordumsätze von 220 Milliarden Euro - ein Plus von 15,5 Prozent zum Vorjahr.
Die IG BCE peilt in den kommenden Gesprächen eine Tarifvereinbarung mit einer kurzen Laufzeit von zwölf Monaten an. In der vergangenen Runde hatte sich die Gewerkschaft mit den Arbeitgebern auf eine sehr lange Laufzeit bei moderaten Lohn- und Gehaltszuwächsen geeinigt, aber dafür eine arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung für die Beschäftigen durchgesetzt.
Zudem sprach Sikorski den Fachkräftemangel in der Chemiebranche an. "Wir waren ziemlich erschüttert über die Entwicklung der Ausbildungszahlen, insbesondere im Jahre 2021", sagte er. Junge Menschen sollten während ihrer Ausbildung gefördert werden, gerade in mittleren und kleineren Betrieben. Auch der Schutz und die Sicherheit der Beschäftigten im Wandel der Branche müssten ein Thema in den Tariverhandlungen sein. Schichtarbeit solle für Arbeitnehmer attraktiver werden, etwa mit höheren Zuschlägen.
Die IG BCE will ihre Forderung am 22. Februar 2022 beschließen, die Tarifverhandlungen auf Bundesebene sollen am 21. März beginnen./dyb/als/DP/mis
Quelle: dpa-AFX