FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX) - Der Kurssprung der in New York gehandelten Chipwerten ist am Donnerstag auch in Europa angekommen. Hierzulande folgten die Börsen ohnehin der guten US-Stimmung, doch im Technologiebereich galt dies ganz besonders. Der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Technology sprang als Spitzenreiter in der Branchenwertung um 2,6 Prozent nach oben. In New York war der technologielastige Nasdaq 100 am Vortag auch um mehr als zwei Prozent angezogen.
Zur Rally trugen die Aktien der Chipkonzerne Infineon und STMicroelectronics mit Anstiegen um bis zu 3,2 Prozent bei. Auch mit der Branche verbundene Ausrüster waren plötzlich wieder stark gefragt, nachdem der September für sie bisher sehr schwach verlaufen war. Allen voran zogen die ASML-Aktien als Spitzenreiter im Leitindex EuroStoxx 50 um vier Prozent an. Aus dem MDax folgte Aixtron auch mit etwa vier Prozent Plus. Im SDax legten die Kurse von PVA Tepla und Süss Microtec um bis zu drei Prozent zu.
Der US-Chipriese Nvidia hatte am Vorabend seinem Ruf als Favorit der Anleger für Künstliche Intelligenz (KI) wieder alle Ehre gemacht mit dem größten Kurssprung seit Juli, der in New York letztlich mehr als acht Prozent betragen hatte. Laut Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets ist "die KI-Fantasie mit voller Wucht aufs Parkett zurückgekehrt". Als Grund verwies er auf eine Technologie-Konferenz in San Francisco mit Nachrichten, die die Kurse "förmlich explodieren" ließen.
Auch die Kurse anderer US-Schwergewichte wie Broadcom , AMD und Applied Materials hatten am Vorabend in New York mächtig zugelegt. Für die gute Stimmung hatten Aussagen von Nvidia-Chef Jensen Huang gesorgt, der im Rahmen der Konferenz von einer hohen Nachfrage nach den knappen Chips des KI-Vorzeigeunternehmens berichtete. Diese sorgten auch im asiatischen Handel für Rückenwind bei den dort üppig vertretenen Werten aus der Technologiebranche.
"Eines ist sicher: Die Kommentare aller großen Akteure lassen darauf schließen, dass die Nachfrage so hoch ist wie eh und je, was Nvidia direkt in die Hände spielt", sagte Aktienanalyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. Er glaubt, dass größere Schwankungen bei hohem Volumen zur Norm geworden sind. Seiner Einschätzung nach dürfte die Lage im saisonal eher schwachen Börsenmonat September und kurz vor der US-Wahl volatil bleiben.
Die Aussagen des Nvidia-Chefs milderten die zuletzt spürbaren Sorgen, dass der "KI-Hype" vielleicht übertrieben wurde. Der Nvidia-Kurs war seit einem Zwischenhoch von Ende August um bis zu fast ein Viertel abgestürzt. Damit fand eine erneute Korrektur der Aktien statt, deren Rekord mit gut 140 US-Dollar aus dem Juni stammt und damit schon eine Zeit zurückliegt. Zuletzt konnten Anleger sie zu 100 Dollar erwerben, im August-Tief sogar nahe 90 Dollar./tih/gl/stk
Quelle: dpa-AFX