NEW YORK (dpa-AFX) - Die Geschäftsentwicklung des Foto-App-Betreibers Snap
Snap hatte am Vorabend nach US-Börsenschluss seinen Bericht zum zweiten Quartal vorgelegt, wonach das Unternehmen mit einem Umsatzplus von 13 Prozent auf 1,11 Milliarden Dollar (1,09 Milliarden Euro) das bisher langsamste Wachstum seit dem Börsengang vor gut fünf Jahren verzeichnete. Der Quartalsverlust weitete sich von knapp 152 Millionen Dollar ein Jahr zuvor auf gut 422 Millionen Dollar aus. Eine Prognose für das laufende Vierteljahr traute sich die Firma angesichts der aktuellen Unwägbarkeiten im Geschäftsumfeld nicht zu.
In der Folge hagelte es Analystenabstufungen, neben Goldman Sachs gaben auch die Deutsche Bank und das Analysehaus Stifel ihre bisherigen Kaufempfehlungen auf. Am ausgeprägtesten war aber der Stimmungswandel beim JPMorgan-Experten Douglas Anmuth, der sein Votum um gleich zwei Stufen von "Overweight" auf "Underweight" drehte. Das Kursziel kappte er von 24 auf 9 Dollar, womit er unter den bisherigen Expertenstimmen nun der größte Pessimist ist.
Anmuth betonte, der App-Betreiber habe den am Werbemarkt herrschenden Druck quasi nicht mehr unter Kontrolle. Der Wettbewerber TikTok sei zwar nicht explizit erwähnt worden, der Aufstieg dieser Plattform habe aber wohl große Auswirkungen auf das Geschäft von Snap. Er rechnet im ganzen Online-Werbesektor mit Gegenwind. Die Konsensschätzungen dürften auch bei Unternehmen wie der Google-Mutter Alphabet
Eric Sheridan von der US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel mit nun zwölf US-Dollar mehr als halbiert, er sieht damit aber für die nun mit "Neutral" bewerteten Papiere immerhin etwas Kurspotenzial. Seine Kollegen Brent Thill von Jefferies Research und Justin Post von der Bank of America hielten derweil trotz etwas gekürzter Ziele an ihren bisherigen Kaufempfehlungen fest. Thill betonte aber auch, dass für das Unternehmen wegen eines rapide schlechter werdenden Werbemarktes dunkle Wolken aufzögen.
Die rosigen Zeiten liegen für die Anleger von Snap dabei noch gar nicht so lange zurück. Im September 2021, als die Rally bei Technologiewerten im Zuge der Corona-Pandemie generell gerade auf ihren Höhepunkt zusteuerte, hatten sie in der Spitze mehr als 83 Dollar gekostet. Danach begann eine rasante Talfahrt in einem Sektorumfeld, das unter der Debatte über steigende Zinsen litt. Etwa 88 Prozent weniger haben Anleger, die seitdem dabei sind, nun im Depot./tih/lew/he
Quelle: dpa-AFX