FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Nach dem Rückzug der Mittelfristziele zeichnet sich für Hellofresh
Bislang hatte sich Konzernchef Dominik Richter bis 2025 einen Umsatz von zehn Milliarden Euro auf die Fahne geschrieben. Zehn Prozent davon - oder eine Milliarde Euro - sollten davon als operatives Ergebnis (bereinigtes Ebitda) hängen bleiben. Daraus dürfte allerdings nichts mehr werden, denn bereits für das laufende Jahr zeigen sich weitere Zeichen von schwachen Geschäften.
2024 dürfte der bereinigte operative Gewinn nach Unternehmensangaben auf 350 bis 400 Millionen Euro einbrechen. Bereits im abgeschlossenen Jahr war dieses Ergebnis vorläufigen Erkenntnissen nach von 477 auf 448 Millionen Euro zurückgegangen.
Analystin Emily Johnson von der britischen Barclays-Bank sieht die gekappten Ziele für 2024 als neuerliche Enttäuschung, nachdem man im November bereits für 2023 zurückgerudert war. So liege der Unternehmensausblick für den bereinigten operativen Gewinn 2024 mehr als ein Drittel unter der durchschnittlichen Markterwartung. "Es gibt viele Fragen für die Analystenrunde am Morgen", so die Expertin.
Zwar führe das Unternehmen den Margendruck auf Kosten für neue Produktionsstätten und Marketing zurück sowie darauf, dass wegen eines geringeren Absatzes der Fixkostenanteil je Kochbox steige, schrieb Analyst William Woods von Bernstein Research in einer ersten Reaktion. Für ihn ist es aber auch ein Zeichen für den Druck auf das Geschäftsmodell an sich. So hänge das Wachstum stark vergünstigten Werbeangeboten ab.
Nachdem das Management bereits im November die Ziele für 2023 zusammenstreichen musste, nagten die aktuellen Nachrichten weiter an der Glaubwürdigkeit der Unternehmensführung, so Woods.
Grund der Prognosekappung im November waren Probleme im wichtigsten Einzelmarkt USA. In Arizona verzögerte sich das Hochfahren der neuen Produktionsstätte, in der Fertiggerichte produziert werden sollen. Damals war der Aktienkurs binnen eines Tages um mehr als 22 Prozent eingebrochen.
Mit dem am Freitag erwarteten Kurseinbruch würden die Verluste seit der Warnung im November auf mehr als 50 Prozent steigen; der Börsenwert von Hellofresh würde auf gut 1,6 Milliarden Euro schmelzen. Die Talfahrt seit Ende 2021 würde weitergehen.
So hatten Essenslieferanten wie Hellofresh während der Hochphase der Corona-Pandemie noch zu den Lieblingen der Anleger gezählt. Restaurants waren geschlossen, die Menschen blieben daheim, bestellten fertige Mahlzeiten oder kochten selbst viel. Entsprechend war der Aktienkurs nach oben geschossen - von weniger als zehn Euro vor der Pandemie bis auf fast 100 Euro im November 2021.
An die Börse gegangen war Hellofresh gegen Ende 2017 mit einem Ausgabepreise von 10,25 Euro je Anteilschein./mis/ngu/ag
Quelle: dpa-AFX