Die Aktien von Morphosys und Roche brechen am frühen Montagmorgen deutlich ein. Der Grund: Die heiß ersehnten Daten zum Alzheimer-Kandidaten Gantenerumab haben die gesteckten Ziele nicht erreicht. Eine Behandlung mit Gantenerumab führte bei den betroffenen Patienten nicht zu einer Verlangsamung des klinischen Verfalls.
Die Studien haben ihren primären Endpunkt, die Verlangsamung des klinischen Krankheitsverlaufs, nicht erreicht. Der Abbau von Beta-Amyloid, dem Protein, das sich zu Plaques im Gehirn von Menschen mit Alzheimer-Krankheit ablagert, war geringer als erwartet. Gantenerumab wurde gut vertragen, einschließlich der subkutanen Verabreichung. Gantenerumab ist ein vollständig humaner monoklonaler IgG1-Antikörper, den Morphosys in Zusammenarbeit mit Roche erforscht hatte.
Am Markt hat sich nun zunächst große Enttäuschung breit gemacht. Roche verliert auf der Handelsplattform Lang & Schwarz fast zehn Prozent, Morphosys sogar mehr als 17 Prozent. Auch wenn Analysten immer wieder betont hatten, dass sie die Erfolgschancen dieser Studie für sehr gering halten, hatte sich zuletzt etwas Hoffnung am Markt breitgemacht. Denn die Konkurrenten Biogen/Eisai haben kürzlich mit einem ähnlichen Ansatz in einer Studie erstmals positive Ergebnisse und damit einen Durchbruch erzielt.
„Wir sind über diese Ergebnisse enttäuscht, da jeden Tag Millionen von Menschen von Alzheimer betroffen sind“, sagte Dr. Jean-Paul Kress, Vorstandsvorsitzender von Morphosys. „Wir sind unserem langjährigen Partner Roche sehr dankbar für die Arbeit am GRADUATE-Programm und den Einsatz für die Betroffenen.“
Die Topline-Ergebnisse der GRADUATE I- und II-Studien werden auf der bevorstehenden Clinical Trials on Alzheimer's Disease (CTAD) Conference am Mittwoch, den 30. November 2022 um 16:15 Uhr PT präsentiert.
Die Aktien beider Unternehmen haben nun einen deutlichen Dämpfer erlitten. Allerdings war das Programm nach Rückschlägen in der Vergangenheit bereits ein klarer Wackelkandidat. Aus langfristiger Sicht bietet der Rücksetzer gute Kaufchancen, kurzfristig könnte es jedoch zu einer Übertreibung nach unten kommen.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Morphosys befinden sich im Real-Depot von DER AKTIONÄR.