Herber Dämpfer für Merck & Co: Der in Europa als MSD bekannte amerikanische Pharma-Konzern stellt überraschend zwei wichtige onkologische Entwicklungsprogramme ein. Damit dürften die Zweifel am Markt wachsen, ob Merck & Co langfristig die Lücke des Top-Sellers Keytruda schließen kann, wenn der Blockbuster den Patentschutz verliert und dann der Biosimilar-Konkurrenz ausgesetzt ist.
Merck & Co wirft das Handtuch und beendet die Entwicklungsprogramme für Vibostolimab, einen Anti-TIGIT-Antikörper, und Favezelimab, einen Anti-LAG-3-Antikörper. Beide Wirkstoffe haben die Amerikaner mit Pembrolizumab, dem Wirkstoff im Krebsmedikament Keytruda, als Kombinationsansatz in mehreren Studien überprüft.
„Nach einer sorgfältigen Analyse der Daten wurde die Entscheidung getroffen, die Entwicklung dieser Kandidaten einzustellen, um anderen laufenden Programmen Vorrang zu geben", begründet Dr. Marjorie Green, SeVP und Leiterin der Onkologie, globale klinische Entwicklung bei Merck Research Laboratories.
Druck auf Merck & Co wächst
Die beiden eingestellten Entwicklungsprogramme hätten durchaus das Potenzial gehabt, mittel- bis langfristig nennenswerte Erlöse bei Merck & Co beizusteuern. Keytruda war 2023 mit einem Jahresumsatz von 25 Milliarden Dollar das mit Abstand erlösstärkste Medikament von Merck & Co. Das Problem: Der Top-Seller verliert 2028 die Marktexklusivität. Und der Pharma-Riese ist dringend auf neue Wachstumstreiber angewiesen, um die drohende Lücke zu schließen.
Denn die Biosimilar-Konkurrenz schläft bekanntlich nicht – unter anderem arbeitet die deutsche Biotech-Gesellschaft Formycon an einem Keytruda-Biosimilar. Auch Samsung Bioepis hat einen entsprechenden Kandidaten bereits in die Spätphase der klinischen Entwicklung überführen können.
Die Einstellung der Entwicklungsprogramme ist ein herber Dämpfer für Merck & Co. Der Druck, M&A-seitig die Schlagzahl zu erhöhen, dürfte damit zunehmen. Ein Einstieg drängt sich beim amerikanischen Pharma-Wert derzeit nicht auf.