Der britische Pharmahersteller GlaxoSmithKline (GSK) steht am Scheideweg. Nach Jahren vergleichsweise mauen Wachstums, in denen der Konzern immer weiter hinter die Konkurrenz zurückfiel, will Firmenchefin Emma Walmsley jetzt auf die Tube drücken. Mit der Abspaltung des Geschäfts für verschreibungsfreie Medikamente im kommenden Jahr will die Konzernlenkerin die "neue GSK" schlagkräftiger machen. Störfeuer kommt jedoch vom aktivistischen Investor Paul Singer.
Während sich Investoren derzeit über den in einigen Jahren anstehenden Patentablauf des HIV-Mittels Dolutegravir sorgen und zudem die Verkäufe der wichtigen Gürtelrose-Impfung Shingrix wegen der Corona-Pandemie zurückgehen, setzt Walmsley auf knapp ein Dutzend neue Medikamente, deren Entwicklung bereits weit fortgeschritten ist - wie etwa die Krebstherapien Blenrep und Zejula. Zusammengenommen sollen sie GSK künftig einen Jahreserlös von mehr als 20 Milliarden Pfund bringen.
Ambitionierte Ziele
Diese stünden damit für rund zwei Drittel der für 2031 angepeilten Konzernumsätze in Höhe von mehr als 33 Milliarden Pfund - ein Ziel, das in den Augen vieler Experten derzeit aber höchst ambitioniert erscheint. Dabei soll die bereinigte operative Marge von rund 25 Prozent im vergangenen Jahr bis 2026 auf mehr als 30 Prozent steigen.
Hedgefonds übt Druck aus
Doch dem aktivistischen Investor Paul Singer gehen die Margenziele nicht weit genug. Der für seine meist unverhohlene Kritik gefürchtete Investor war über seinen Hedgefonds Elliott im Frühjahr bei den Briten eingestiegen und hält nach eigenen Angaben einen "substanziellen Anteil" am Unternehmen.
In einem kurz nach Walmsleys Strategiepräsentation veröffentlichten Brief forderte Elliott höhere Ziele und unter anderem die Neubesetzung des Managements mit mehr pharmazeutischer Expertise - womit er vor allem auf die Konzernchefin zielte, die einen sprachwissenschaftlichen Universitätsabschluss innehat und vor ihrem Start bei GSK viele Jahre im Management des Kosmetikkonzerns L'Oreal tätig war. Zudem verlangt Singer, den Börsengang noch einmal zu überdenken und eventuelle Kaufangebote für die verschreibungsfreien Medikamente zumindest sorgfältig zu prüfen.
Für den Umbau müssen die Anteilseigner von GSK zunächst ein paar Einbußen bei der Dividende hinnehmen. Dennoch passt die Mischung bei dem konservativen Wert. Auf der einen Seite die ehrgeizigen Ziele des Unternehmens und der Druck von Hegefondsmanager Paul Singer, auf der anderen Seite die moderate Bewertung der Aktie samt attraktiven Chartbild. Langfristig ausgerichtete Anleger können weiter zugreifen. Ein Stopp bei 13,50 Euro sichert nach unten ab.
(Mit Material von dpa-AFX)