Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr stellt sich der Bad Homburger Fresenius -Konzern auch 2023 auf ein schwieriges Jahr ein. Das um Währungseinflüsse und Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis soll nur im besten Fall stabil bleiben, teilte der Konzern am Dienstagabend überraschend mitteilte. Außerdem gibt es nun eine Entscheidung zur Tochter Fresenius Medical Care.
Im vergangenen Jahr hatte das Klinik- und Medizintechnikunternehmen schwer zu kämpfen, denn Inflation, steigende Kosten, Personalmangel und Lieferkettenprobleme belasteten deutlich. Obwohl der Umsatz im Vorjahresvergleich nominal um neun Prozent auf rund 40,8 Milliarden Euro stieg, ging das bereinigte operative Ergebnis um sechs Prozent zurück, inklusive Wechselkurseffekten betrug das Minus elf Prozent. Das um Sondereffekte bereinigte Konzernergebnis sank um nominal um sieben Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Damit schnitt Fresenius 2022 in etwa so ab, wie von Analysten bereits nach den zwei Gewinnwarnungen des vergangenen Jahres befürchtet.
Größte Bürde war dabei die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC), dort knickte der Gewinn 2022 um zehn Prozent ein. Noch gravierender war der Einbruch beim Dienstleister Vamed, aber auch beim Flüssigmedizinspezialisten Kabi lief es durchwachsen, während Fresenius in seinem Klinikgeschäft (Helios) auf Jahressicht zulegen konnte
Der Gesundheits- und Klinikkonzern Fresenius treibt unterdessen die Loslösung von seiner kriselnden Dialysetochter Fresenius Medical Care voran. Die zuständigen Gremien hätten die Dekonsolidierung des Blutwäschespezialisten im Wege eines Formwechsels der FMC in eine Aktiengesellschaft zugestimmt, teilte der DAX -Konzern am Dienstagabend mit. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Juli solle der Beschluss über den Formwechsel gefasst werden, hieß es. Der Vollzug wird bis Ende des Geschäftsjahres erwartet. Auch der FMC-Aufsichtsrat stimmte dem Vorhaben zu. Die Nachricht kommt nicht überraschend, Fresenius hatte bereits vor zwei Wochen entsprechende Überlegungen bekannt gegeben.
Derzeit hält Fresenius rund ein Drittel an FMC. Wegen der Organisation der beiden Unternehmen als Kommanditgesellschaften auf Aktien fließen die Ergebnisse von FMC aber komplett in die Fresenius-Bilanz ein. Das wurde wegen schlechter Zahlen von FMC zunehmend zum Nachteil für Fresenius. Der Dialyse-Tochter machen ein Mangel an Pflegekräften in den USA, Lieferkettenprobleme sowie steigende Löhne und Materialkosten zu schaffen. Zudem starben viele Dialysepatienten an Covid-19.
Mit dem Formenwechsel wäre der Konzern künftig diese Last los, da FMC nur noch als Beteiligung berücksichtigt werden dürfte. Mit der Entflechtung wäre zudem der Weg zu einem möglichen späteren Verkauf von FMC geebnet, den noch der frühere Fresenius-Chef Stephan Sturm ins Spiel gebracht hatte.
Fresenius wolle sich künftig auf die Sparten Arzneien und Medizinprodukte (Kabi) sowie Kliniken (Helios) konzentrieren, hieß es weiter. Zudem will der hoch verschuldete Konzern mehr sparen, vor allem bei FMC. Laufende Effizienzprogramme würden intensiviert. Ab 2025 solle jährlich rund eine Milliarde Euro gespart werden.
Fresenius hat viele Turbulenzen hinter sich. Nach mehreren Gewinnwarnungen trat Konzernchef Stephan Sturm im Herbst ab, ihm folgte zum 1. Oktober Michael Sen. Bei FMC übernahm zugleich Carla Kriwet das Ruder, warf aber im Dezember schon hin - offenbar im Streit über die Strategie. Ihr folgte Helen Giza als neue FMC-Chefin. Unter Investoren steht die breite Aufstellung von Fresenius mit den Säulen Dialyse, Kliniken, Arzneien und Projektgeschäft in der Kritik.
Nachbörslich reagiert die Aktie in einer ersten Reaktion kaum. DER AKTIONÄR hat jedoch bereits im August 2022 über potenzielle Aufspaltungs- oder Verkaufsabsichten bei Fresenius berichtet und eine Kaufempfehlung ausgesprochen. Denn somit könnten verborgene Werte gehoben und gegebenenfalls die Verschuldung reduziert werden. An schwachen Tagen können Anleger mit Weitblick bei der Aktie des Gesundheitskonzerns unverändert zugreifen.
Mit Material von dpa-AFX.