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Evotec-Chef Werner Lanthaler im Interview – hier liegen die größten Chancen

Evotec-Chef Werner Lanthaler im Interview – hier liegen die größten Chancen
Foto: Evotec
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Marion Schlegel 25.06.2022 Marion Schlegel

Die Aktie von Evotec ist nach der fulminaten Entwicklung im vergangenen Jahr im laufenden Jahr noch nicht in die Gänge gekommen. Im Gegenteil – in den vergangenen Monaten stand das Papier sogar deutlich unter Druck. DER AKTIONÄR hat mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Werner Lanthaler über die jüngste Entwicklung sowie die Chancen von Evotec gesprochen.

DER AKTIONÄR: Seit dem Stopp eines gemeinsam mit Bayer verfolgten Entwicklungsprojekts im Frühjahr ist die Aktie von Evotec deutlich eingebrochen. Welche Auswirkungen hatte dies auf Evotec? Und was bedeutet dies für die weitere Zusammenarbeit mit Bayer?

Werner Lanthaler: Die strategische Entscheidung von Bayer das Eliapixant-Projekt in der klinischen Phase IIb einzustellen hat uns überrascht. – Das war ein Rückschlag aber kein Niederschlag. Aktuell sind wir dabei die Daten zu evaluieren, um den Grund für diese Entscheidung zu verstehen und über die Zukunft des Projekts zu entscheiden. Unsere operative Zusammenarbeit mit Bayer beeinflusst diese Entscheidung nicht. Nach wie vor arbeiten wir in verschiedenen hochinteressanten Bereichen zusammen – und auch die klinischen Projekte schreiten weiter voran: Nur wenige Wochen nach der Eliapixant-Entscheidung haben wir von Bayer einen Meilenstein dafür erhalten, dass ein weiteres Programm aus der Forschungsallianz als potenzielles Medikament gegen diabetischen neuropathischen Schmerz („DNP“) in die klinische Phase II vorangeschritten ist. Trotzdem ist die Entscheidung zu Eliapixant eine Erinnerung daran, dass die Translation von der Präklinik zur Klinik unsere volle Aufmerksamkeit verdient. Evotec hat in den vergangenen Jahren verschiedene Plattformen aufgebaut, um die Vorhersagbarkeit klinischer Ergebnisse bereits während der präklinischen Entwicklung entscheidend zu verbessern. Wir sind überzeugt, dass es uns zum Beispiel mit besonders realistischen, auf humanen iPSC-Zellen basierenden Krankheitsmodellen und datengetriebenen Ansätzen mit KI- und ML-Unterstützung gelingen wird, die Vorhersagbarkeit klinischer Ergebnisse deutlich zu verbessern und damit auch die Kapitaleffizienz in der medizinischen F&E nachhaltig zu steigern.

In den vergangenen Wochen konnte Evotec mit einen positiven News auf sich aufmerksam machen. Was erachten Sie hier am spannendsten?

Jede unserer Partnerschaften hat das Potenzial das Leben vieler Patienten nachhaltig zu verbessern: Durch zielgerichtete neue Therapieoptionen, die an der Ursache ihrer Erkrankungen ansetzen. Ich persönlich habe mich in den vergangenen Wochen besonders über die langfristige Verlängerung unserer strategischen Partnerschaft mit Bristol Myers Squibb im Bereich Protein Degradation gefreut. Hier nutzen wir sogenannte „Molecular Glues“, um den gezielten Abbau krankheitsursächlicher Proteine zu erreichen. Das ist ein hochinteressanter Ansatz mit einer breiten Anwendbarkeit. Zudem haben wir in den vergangenen Wochen mit verschiedenen Transkationen unsere Zelltherapie-Plattform EVOcells noch einmal erheblich gestärkt: In einer strategischen Kooperation mit Sernova möchten wir eine Zellersatztherapie gegen insulinabhängigen Diabetes in die Klinik und schließlich auf den Markt bringen – und mit Rigenerand hat Evotec ein hochspezialisiertes Unternehmen für die Produktion von Zelltherapieprodukten akquiriert. Damit ist Evotec in einer weiteren aufstrebenden und vielseitigen therapeutischen Modalität international hervorragend aufgestellt.

Wo sehen Sie derzeit den Fokus von Evotec? Wovon versprechen Sie sich langfristig am meisten?

Evotecs Fokus liegt auf der Erforschung, Entwicklung und Herstellung hochwirksamer neuer Therapeutika. Ein ganz großer Vorteil bei unserer Arbeit ist unsere multimodale Plattform, die es uns ermöglicht, komplementäre Partnerschaften mit unterschiedlichen Partnern einzugehen und alle Arten von Forschungs- und Entwicklungsprogrammen bestmöglich voranzutreiben. Wir sind überzeugt davon, dass die Medizin der Zukunft präziser, prädiktiver und präventiver sein wird – dafür braucht es vor allem eines: Hochqualitative Daten und Analysetools. Nur auf der Grundlage einer solchen Datenbasis wird es uns gelingen, von der symptomatischen Beschreibung von Krankheiten wegzukommen und stattdessen zu ihren Ursachen vorzudringen. Das treibt Evotec an und hier sehen wir die Zukunft der Medizin.

Was können Anleger in den kommenden Monaten von Evotec erwarten?

Im ersten Halbjahr haben wir verschiedene neue Partnerschaften und Fortschritte in bestehenden Kooperationen vermelden können. Gleichzeitig investieren wir an allen Standorten in den Ausbau von Kapazitäten und neue Ansätze. Trotzdem ist Evotec viel mehr als die Summe der Einzelteile. Es ist die Verbindung aller Teile zu einer „Data-driven R&D Autobahn to Cures“, die Evotec zu einem führenden Partner in der Erforschung, Entwicklung und Produktion hochwirksamer Therapeutika macht. Unsere Plattform wird von Tag zu Tag besser, durch neue Technologien, zusätzliche Datenpunkte – und nicht zuletzt die mehr als 600 neuen Mitarbeiter, die wir im laufenden Jahr voraussichtlich einstellen werden.

Wie ist die Guidance für das laufende Jahr, wie sieht diese bis 2025 aus?

Für das aktuelle Geschäftsjahr haben wir uns mit einem Umsatz im Bereich von 700 bis 720 Millionen Euro, unverpartnerten F&E-Aufwendungen zwischen 70 und 80 Millionen Euro sowie einem bereinigten Konzern-EBITDA von 105 bis 120 Millionen Euro erneut ambitionierte Ziele gesetzt. Nach dem ersten Quartal sehen wir uns absolut auf Kurs, diese Ziele zu erreichen. – Unser Aktionsplan 2025 schaut sehr gut aus und ist unverändert.

Herr Lanthaler, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Derzeit arbeitet die Aktie von Evotec daran, einen Boden auszubilden. Für den AKTIONÄR ist die aktuelle Phase ein Top-Chance für den langfristigen Einstieg.

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