Die Biotech- und Pharma-Branche unternimmt zahlreiche Versuche im Kampf gegen Covid-19. So auch die Thüringer Gesellschaft InflaRx – mit dem C5a-Antikörper IFX-1 soll die schwerwiegende Lungenerkrankung in den Griff bekommen werden. DER AKTIONÄR zeigt drei Gründe auf, warum sich spekulativ ausgerichtete Anleger eine kleine Position ins Depot legen sollten.
1. Die Covid-Indikation
Im Gespräch mit dem AKTIONÄR vor einigen Wochen zeigte sich InflaRx-CEO Prof. Niels Riedemann zuversichtlich: "Wir sind sehr froh über die ermutigenden Ergebnisse aus dieser kontrollierten Studie, da sie den Wirkmechanismus unserer Anti-C5a-Therapie unterstreichen. Wir haben die Rolle des Komplementfaktors C5a in dem Gebiet Sepsis und auch virale Lungenschädigung seit vielen Jahren untersucht, sodass eine Anwendung unseres C5a blockierenden Antikörpers IFX-1 eine logische Konsequenz für uns war."
Vor Kurzem wurden vielversprechende Daten der Studie im Fachjournal The Lancet veröffentlicht, die zeitweise einen Kurssprung von gut 20 Prozent auslösten.
$IFRX Anti-C5a antibody IFX-1 (vilobelimab) treatment versus best supportive care for patients with severe COVID-19 (PANAMO): an exploratory, open-label, phase 2 randomised controlled trial. Shares up 7,5%. Via @TheLancet #COVID19 #InflaRx https://t.co/B52Kj5EerC pic.twitter.com/yBMkJ8vgpH
— Michel Doepke (@MichelDoepke) September 29, 2020
Unterstützung von der Bundesregierung?
Schafft es InflaRx tatsächlich, IFX-1 gegen Covid-19 erfolgreich zur Marktreife zu führen, wäre dies der größte Meilenstein in der Unternehmenshistorie. Allerdings müssen dafür die Rahmenbedingungen für eine schnelle Verfügbarkeit geschaffen werden. "Um die Verfügbarkeit von IFX-1 für die Behandlung von schwer kranken Covid-19 Patienten schnellstmöglich zu gewährleisten, müssten wir zusätzlich zu den Studien nun auf eigenes Risiko bereits anfangen zu produzieren – also vor Beendigung der Studien – und somit in erhebliche finanzielle Vorleistung gehen, was unsere aktuellen Möglichkeiten übersteigt", gab Riedemann im AKTIONÄR-Gespräch zu. "Wir bemühen uns derzeit sehr, auch mit der Bundesregierung ins Gespräch zu kommen, um hier für Unterstützung zu werben", ergänzte der Manager.
2. Potenzielle Wende in der HS-Indikation
InflaRx publizierte im Juni letzten Jahres die lang ersehnten Phase-2b-Daten von IFX-1 in der Indikation Hidradenitis Suppurativa (HS), einer schwerwiegenden Hauterkrankung. Leider konnte InflaRx nicht die gewünschten Ergebnisse vorlegen. Die Aktie büßte daraufhin rund 90 Prozent (!) an einem Tag ein. „Nachdem wir in der Phase 2b den primären Endpunkt verfehlt hatten, konnten wir die hohe Placebo-Rate in dem etablierten Endpunkt nicht sofort einordnen und verstehen“, erklärte Riedemann. „Aber umso mehr wir uns mit den Daten auseinandergesetzt haben, wurde klar, dass IFX-1 deutlich und signifikant die Läsionen auf der Haut reduziert."
Die Gesellschaft befindet sich nun im regen Austausch mit den Behörden, um doch noch irgendwie das HS-Programm fortsetzen zu können. Riedemann bestätigte dies: "„Von der europäischen Arzneimittelbehörde haben wir grünes Licht erhalten, die US- Gesundheitsbehörde FDA sieht den Endpunkt-Wechsel allerdings noch kritisch. Wir arbeiten an einer Strategie, um das Entwicklungsprogramm fortzusetzen.“ Positive Neuigkeiten von diesem Prozess könnte einen massiven Kurssprung bei der Aktie auslösen.
3. Bewertungsniveau und Cashbestand
Am Freitag beendete die InflaRx-Aktie den US-Handel mit einem Kursplus von knapp acht Prozent auf 4,62 Dollar. Damit wird die Gesellschaft derzeit mit gut 121 Millionen Dollar (etwa 104 Millionen Euro) bewertet. Per Ende Juni verfügte InflaRx noch über 98,9 Millionen Euro in der Kasse. Ergo: Die InflaRx-Pipeline gibt es derzeit für einen schmalen Taler – was sich allerdings schnell ändern kann.
InflaRx hat mehrere Pfeile im Köcher – dafür ist das aktuelle Bewertungsniveau für den AKTIONÄR viel zu niedrig. Allerdings setzten die Thüringer nahezu alles auf eine Karte: IFX-1. Entsprechend risikobehaftet ist auch ein Investment in den deutschen Biotech-Player. Der Hot-Stock eignet sich daher nur für Anleger mit einem starken Nervenkostüm, ein Stopp bei 2,90 Euro zur Absicherung ist Pflicht!