Aller Voraussicht nach wird in dieser Woche (13. Oktober) auf EU-Ebene darüber abgestimmt, ob die Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat um weitere zehn Jahre verlängert wird. Derzeit hat das Totalherbizid, welches sich der DAX-Konzern Bayer durch die milliardenschwere Übernahme von Monsanto einverleibt hat, eine Genehmigung bis zum 15. Dezember.
Laut agrarheute werde der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (SCoPAFF) über den Kommissionsvorschlag einer zehnjährigen Verlängerung der Zulassung für Glyphosat in seiner Sitzung am 13. Oktober 2023 abstimmen. Demnach müssen 55 Prozent der Mitgliedstaaten – also mindestens 15 von 27 – für oder gegen die Zulassungsverlängerung stimmen und dabei 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren. Falle das Ergebnis knapper aus, dann müsse im November der Berufungsausschuss über die Glyphosat-Zulassung abstimmen, so agrarheute weiter.
Glyphosat ist umstritten. "Im Grunde genommen ist der Vorschlag eine Verhöhnung der ökologischen Wissenschaften." Der Vorschlag der EU-Kommission offenbare ein systematisches Leugnen des dramatischen Rückgangs der Biodiversität und der wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass Glyphosat dazu beiträgt. "Auswirkungen auf Bodenorganismen und Bodengesundheit werden im Vorschlag nicht einmal erwähnt, obwohl evident ist, dass die Böden in ganz Europa mit Glyphosat kontaminiert sind", zeigte sich zuletzt Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) kritisch.
Der vom US-Konzern Monsanto entwickelte Wirkstoff wurde 1974 erstmals zugelassen. Im Jahr 2000 lief das Patent aus, seither werden glyphosathaltige Produkte preisgünstig auch von zahlreichen anderen Herstellern angeboten. Wissenschaftler betonen, dass Glyphosat zwar teils durch andere Wirkstoffe ersetzt werden könne, ein schlichtes Ersetzen aber keine Lösung sei: Die Menge eingesetzter Herbizide und anderer Pflanzenschutzmittel müsse generell deutlich vermindert werden. Generell glyphosatfrei ist der ökologische Landbau, egal in welchem Bereich.
Bayer hat sich mit der Übernahme von Monsanto insbesondere im Hinblick auf die Causa Glyphosat massive Probleme ins Haus geholt. Eine Verlängerung dürften die Leverkusener indes begrüßen. Sowohl fundamental als auch charttechnisch drängt sich bei der Aktie des DAX-Konzerns derzeit kein Einstieg auf. Der nächste charttechnische Halt befindet sich erst im Bereich um die psychologisch wichtige Marke von 40 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)
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