Der Pharma-Riese Bayer hat am heutigen Dienstag neue Zahlen vorgelegt. Konzernchef Werner Baumann blickt nun etwas optimistischer auf die Gewinnentwicklung im laufenden Jahr. Der Aktie springt um rund drei Prozent an und ist damit einer der Top-Mover im DAX am Dienstag. Allerdings gibt es jetzt auch ein technisches und ein fundamentales Problem.
Eine hohe Nachfrage nach Saatgut und Pflanzenschutzmitteln sowie nach rezeptfreien Medikamenten haben Bayer im abgelaufenen Quartal Rückenwind beschert. Experte Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan rechnete in einer ersten Einschätzung am Dienstagmorgen vor, dass die durchschnittliche Gewinnschätzung von Analysten für 2021 nun Luft nach oben habe.
In der Pharmasparte fiel der operative Gewinn zwar um knapp 10 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro; das lag aber insbesondere an Kosten im Zusammenhang mit der Markteinführung des Nierenmittels Kerendia (Wirkstoff Finerenone) sowie an höheren Forschungskosten etwa im Zell- und Gentherapie-Geschäft. Der Umsatz wuchs im Pharmageschäft indes, auch dank der weiter hohen Nachfrage nach dem Blutgerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmedikament Eylea. Auch das Geschäft mit dem Krebsmedikament Nubeqa, das aktuell im US-Markt eingeführt wird, wuchs deutlich.
Im Agrargeschäft lief es Im abgelaufenen dritten Quartal wieder rund, nachdem ein Jahr zuvor vor allem Produkt-Retouren bei Mais-Saat in den USA belastet hatten. Der Umsatz zog hier deutlich an, gefragt waren aber auch Soja-Saat und Unkrautvernichter. Eine Unterbrechung der Glyphosat-Produktion infolge des Hurrikans "Ida" in einem wichtigen US-Werk hatte nur bedingt Folgen.
Insgesamt erzielte die Agrarsparte in den Monaten Juli bis September einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 471 Millionen Euro, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Minus von 34 Millionen Euro angefallen war.
Konzernweit steigerte Bayer den Umsatz im dritten Quartal im Jahresvergleich um knapp 15 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis legte um gut 16 Prozent auf knapp 2,1 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich verdienten die Leverkusener 85 Millionen Euro, hier drückten insbesondere Kosten für Restrukturierungsmaßnahmen. Vor einem Jahr war allerdings wegen hoher Abschreibungen auf das Agrargeschäft noch ein Minus von 2,7 Milliarden Euro angefallen.
Zusätzlich Kosten verursacht weiterhin die Monsanto-Übernahme, denn es ist immer noch kein Ende der Glyphosat-Streitigkeiten in Sicht. Seit der Übernahme 2018 hat die Aktie rund 45 Prozent verloren.
Die Bayer-Aktie zieht nach den Zahlen an und erreicht ein neues Mehrmonatshoch bei 51,70 Euro. Gleichzeitig gibt es durch den Anstieg die vergangenen Wochen ein technisches Risiko. Der RSI-Indikator notiert so hoch wie seit Jahren nicht mehr – Gewinnmitnahmen können damit jederzeit einsetzen. Zusätzlich bleiben die Rechtsstreitigkeiten ein Fass ohne Boden und Anleger sollten daher weiterhin einen Bogen um die Aktie machen.
Mit Material von dpa-AFX