Die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA halten Bayer weiter in Atem. Der Pharma- und Chemiekonzern will im US-Rechtsstreit um den Unkrautvernichter Glyphosat nicht um jeden Preis klein beigeben. Liam Condon, Bayer-Vorstandsmitglied und Leiter der Division Crop Science, stellt im Interview mit der Börsen-Zeitung Bedingungen, die an einen Vergleich geknüpft sind.
In den Verhandlungen über eine außergerichtliche Beilegung der Klagen in den Vereinigten Staaten gebe es für Bayer zwei unverrückbare Bedingungen, sagte Condon der Börsen-Zeitung. "Das ist einmal die finanzielle Angemessenheit des Vergleichs und es muss ein finaler Abschluss sein. In dieser ersten Phase wird nicht in erster Linie über Summen gesprochen, sondern vor allem über eine mögliche Struktur verhandelt", stellte der Manager klar.
Spekulationen Anfang August
Spekulationen, Bayer sei bereit, für den Vergleich acht Milliarden US-Dollar in die Hand zu nehmen, hatten Anfang August zu einem kräftigen Kursanstieg geführt. Ob es unter den von Bayer aufgestellten Forderungen zu einem Vergleich komme, "kann ich überhaupt nicht einschätzen", so Condon. Per 11. Juli summierten sich die Glyphosat-Klagen in den USA auf 18.400.
"Ich gehe davon aus, dass wir auch im dritten Quartal steigende Klägerzahlen sehen werden. Das sagt aber nichts über die Qualität der Klagen aus. Es wird getrommelt, um eine ordentliche Verhandlungsmasse zusammenzubekommen."
Forschung an Glyphosat-Alternative
Bayer ist auf der Suche nach einer Glyphosat-Alternative. Das wäre der Traum einer jeden Firma, sagte der Manager mit Verweis auf den riesigen Markt. "Ich glaube aber eher nicht, dass es ein Ersatzprodukt mit vergleichbarem Wirkspektrum und zugleich besserem Sicherheitsprofil gibt." Den Kampf um die Wiederzulassung für Glyphosat in der EU nach 2022 will Condon noch nicht verloren geben.
Die Lage in Sachen Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA bleibt komplex. Es bleibt abzuwarten, wann und in welcher Höhe Bayer einen potenziellen Vergleich schließen kann.
DER AKTIONÄR hält an seiner kritischen Einschätzung fest: Langfristig ausgerichtete Anleger sollten die Papiere weiter meiden. Auch charttechnisch hat sich das Bild wieder merklich eingetrübt.
(Mit Material von dpa-AFX)