Historisch: Erstmals im Laufe der Handelswoche ist der DAX über die 20.000-Punkte-Marke gesprungen. Von der Hausse beim deutschen Leitindex konnte die Aktie von Bayer wie so oft in den zurückliegenden Jahren nicht profitieren. Im Gegenteil: Die Aktie des deutschen Traditionskonzern ist sogar vor Kurzem auf den tiefsten Stand seit über 20 Jahren gefallen.
Die Gründe für den Kursverfall der vergangenen Jahre sind vielschichtig. Den größten Anteil an der enttäuschenden Entwicklung hat sicherlich die umstrittene milliardenschwere Übernahme von Monsanto, durch die sich Bayer die schwelenden Glyphosat- und PCB-Rechtsstreitigkeiten einkaufte. Wie das Manager Magazin bereits Mitte Oktober berichtete, plane Bayer-Chef Bill Anderson das Problem in eine Art Bad Bank auslagern zu wollen. Weitere Details zu solchen Plänen wurden dem Kapitalmarkt bisher nicht mitgeteilt.
Bis zum Jahresende hat Firmenlenker Anderson also nicht mehr viel Zeit, 20 Tage sind es noch bis Heiligabend. Seit dem 1. Juni 2023 ist der ehemalige Chef der Pharma-Sparte von Roche an der Spitze der Bayer AG, der den DAX-Konzern mit einem umfangreichen Sparprogramm wieder nachhaltig in die Erfolgsspur zurückführen will. Auch Aktionäre müssen Einschnitte bei der Dividende hinnehmen.
Aus charttechnischer Sicht versucht sich die Aktie von Bayer an einer Bodenbildung unterhalb der Marke von 20 Euro. Von einem nachhaltigen Chart-Turnaround ist der Titel derzeit weit entfernt. In einem schwächeren Marktumfeld drohen sogar noch tiefere Kurse.
Auf Bayer-Chef Anderson ruht die große Hoffnung, die Rechtsstreitigkeiten in den USA nachhaltig in den Griff zu bekommen. Doch dabei handelt es sich nicht um die einzige große Baustelle beim DAX-Unternehmen. Hinzu kommt die immense Nettofinanzverschuldung (rund 35 Milliarden Euro), die M&A-Möglichkeiten begrenzt und einen klaren Sparkurs erfordert. Auch die Patentklippe in der Pharma-Sparte sollte nicht außer Acht gelassen werden. Die AKTIONÄR-Einschätzung hat Bestand: Anleger bleiben weiter an der Seitenlinie.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.