Krisenrhetorik auf der Hauptversammlung in Amsterdam: Zwar weckt Trump mit möglichen Zollausnahmen bei den Autobauern Hoffnung. Doch die Baustellen bei Stellantis werden nicht weniger – und ein klarer Plan für die Zukunft ist bislang nicht in Sicht.
Die unkalkulierbare Zollpolitik der US-Regierung unter Trump setzen die Automobilindustrie weiter unter Hochspannung. Schmerzhafte Zölle und starre Vorschriften würden die Automobilindustrie in Europa und den USA gleichermaßen gefährden, mahnte nun Interimschef John Elkann auf der Stellantis-Hauptversammlung. Die 25-Prozent-Zölle auf Autoimporte sowie die Abgaben auf Aluminium und Stahl seien eine enorme Belastung für die europäischen Autohersteller, die ohnehin unter der starken Konkurrenz aus China litten.
Indes könnten die jüngsten Aussagen des US-Präsidenten der angeschlagenen Branche eine Atempause verschaffen. Bei Stellantis sorgt die gestrige Erklärung von Donald Trump über mögliche Zollbefreiungen für Fahrzeug- und Fahrzeugteilimporte zumindest für Erleichterung. Bereits am Montag reagierte die Börse positiv auf die ermutigenden Signale aus Washington (DER AKTIONÄR berichtete). Am Dienstag setzt sich die Aufwärtstendenz der Stellantis-Aktie fort.
Im operativen Geschäft hingegen ist die Lage eingetrübt: In Europa ist die Nachfrage gedämpft, während in Nordamerika die Auslieferungen im ersten Quartal um 20 Prozent einbrachen. Nach der Ankündigung der US-Zölle hatte Stellantis Anfang April vorübergehend 900 Beschäftigte in fünf US-Werken entlassen und die Produktion in Mexiko und Kanada teilweise stillgelegt. Wegen der wirtschaftsfeindlichen US-Handelspolitik verzichtet Stellantis auf eine Aktualisierung der Jahresprognose. Der Konzern rechnet für das laufende Geschäftsjahr also weiterhin mit einer schwachen Rentabilität.
Parallel schreitet die Suche nach einem Nachfolger für den CEO-Posten voran. Stellantis hat die Kandidatenliste mittlerweile auf fünf Namen reduziert, bis zum Sommer soll die Entscheidung fallen. Bis dahin hält Elkann die Zügel in der Hand. Wie die Anleger über den Dividendenvorschlag in Höhe von 0,68 Euro je Aktie abgestimmt haben, ist hingegen noch nicht bekannt.
Das Schicksal von Stellantis hängt maßgeblich davon ab, ob die US-Regierung ihre Zollpolitik lockert. Angesichts der unsicheren Perspektiven rät DER AKTIONÄR Anlegern, an der Seitenlinie zu bleiben. Wer im Automobilsektor investieren möchte, findet mit BYD oder Ferrari derzeit attraktivere Alternativen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Stellantis.