Der Ukraine-Russland-Konflikt hat schonungslos offengelegt, wie abhängig Deutschland von russischem Gas ist. Obwohl die Schuldfrage in diesem Krieg zweifelsfrei geklärt ist und viele Menschen ein Öl- und Gas-Embargo gegen Russland fordern, will die Bundesregierung nicht auf den Import von russischem Gas verzichten. 50 Prozent beträgt der Anteil russischer Gaslieferungen am deutschen Gasverbrauch. Ein sofortiger Importstopp würde viele Firmen hierzulande in den Ruin und die Wirtschaft insgesamt in eine tiefe Rezession stürzen.
Die Bundesregierung ist daher bestrebt, diese Abhängigkeit so schnell und stark wie möglich zu reduzieren. Neben dem Zukauf von Erdgas bei anderen Anbietern auf dem Weltmarkt, der Steigerung der Energieeffizienz und dem Ausbau erneuerbarer Energien setzt Deutschland künftig auf Flüssiggas (LNG, Liquefied Natural Gas).
Das Gas soll hauptsächlich aus den USA und aus Katar kommen. US-Präsident Joe Biden hat vor Kurzem der EU zugesichert, 2022 noch 15 Milliarden Kubikmeter zusätzlich zu liefern. Langfristig soll die Menge auf 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ansteigen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte daher auch den Wüstenstaat Katar aufgesucht, um künftige LNG-Lieferungen auszuhandeln.
Damit die Infrastruktur steht, will Bundeskanzler Olaf Scholz unter anderem den raschen Bau von zwei LNG-Aufnahmestellen in Brunsbüttel und Wilhelmshaven an der Nordsee. Letztere dürfte aber frühestens im Winter 2023/2024 in Betrieb gehen, Brunsbüttel wohl erst 2026.
Für Anleger ist der LNG-Sektor dennoch interessant, denn es wird viel Geld hineinfließen. Nicht nur die reinen Flüssiggas-Spezialisten sollten von der Zeitenwende in der Energieversorgung profitieren, sondern auch Wasserstoff-Firmen. Die neuen Anlagen sollen nämlich „wasserstoff-ready“ gebaut werden, also auch klimafreundlichen Wasserstoff umschlagen können. Lesen Sie auf den kommenden Seiten, welche Aktien aus den Sektoren interessant sind.