Der Wolfsburger Autokonzern trimmt seine Modellpalette immer mehr auf Elektromobilität. Nach dem Elektro-Bulli ID Buzz will Volkswagen ab 2028 seine gesamte Transporter-Flotte auf Elektro umstellen. Bis 2027 will VW Auto elf neue Elektromodelle auf den Markt bringen. Anleger zeigen sich derweil weiter skeptisch, was die Strategie und aktuelle Lage des Unternehmens angeht.
Den Auftakt bei der Transporter-Flotte werde 2028 der große Transporter Crafter machen, kündigte VW-Nutzfahrzeuge-Chef Carsten Intra im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur an. Die anderen Modelle kämen dann nach und nach: "Wir planen einen getakteten Modellwechsel, nicht alle auf einmal, sondern sauber versetzt in einem vernünftigen Rhythmus." Am Ende solle unter dem Projektnamen "Space" eine komplette E-Fahrzeugfamilie entstehen.
Bisher hatte die VW-Transportersparte mit Sitz in Hannover bei der E-Mobilität vor allem auf den 2022 gestarteten ID Buzz gesetzt, von dem es im kommenden Jahr auch eine Langversion und eine sportliche Variante geben soll. Dass jetzt die gesamte Flotte elektrifiziert wird, ist Folge eines geplatzten Großauftrags von Audi: Eigentlich wollte die Ingolstädter Konzernschwester ab 2026 ein neues Elektro-Topmodell in Hannover bauen lassen. Doch im September zog Audi den Auftrag ab. Als Ersatz erhielt VW Nutzfahrzeuge vom Konzern den Zuschlag für seine eigene Elektro-Plattform.
Das schaffe die Möglichkeit, die gesamte Flotte zu elektrifizieren. Auf der neuen Plattform könne erstmals eine ganze Fahrzeugfamilie entwickelt werden. "Das wäre mit der Plattform, auf die der ID Buzz aufbaut, schlicht nicht möglich gewesen." Denn der E-Bulli teilt sich die Technik noch mit dem Elektro-SUV ID.4 der Pkw-Sparte. Der bis 2022 in kleiner Stückzahl angebotene E-Crafter war sogar nur ein auf Elektro umgebauter Verbrenner. Die neue Plattform sei daher am Ende deutlich besser als der weggefallene Audi-Auftrag, ist Intra überzeugt. "Wir stärken jetzt unsere eigene Nutzfahrzeugkompetenz mit der eigenen Plattform. Das hatten wir so noch nie."
Für VW Nutzfahrzeuge sei das ein radikaler Kursschwenk. "Wir haben unsere Strategie komplett umgestellt", sagte Intra. "Von viel Fremdfertigung für andere Marken hin zu eigenen Produkten." Dadurch halte man jetzt alle Fäden selbst in der Hand. "Was wir jetzt haben, ist tatsächlich eine Vision für die nächsten 15 bis 20 Jahre." Das werde den Wegfall des Audi-Auftrags am Ende mehr als ausgleichen.
Die Aktie von Volkswagen hat sich zuletzt zwar etwas von ihren Tiefs lösen können, großer Schwung ist bislang aber nicht enstanden. Volkswagen kämpft derzeit mit vielen Baustellen. Hier muss der Konzern in den kommenden Monaten und Jahren kräftig Gas geben – insbesondere auch am wichtigsten Automarkt China. Auch die massive Ausrichtung auf Elektromobilität wird am Markt weiter skeptisch gesehen. Die Aktie ist keine laufende Empfehlung des AKTIONÄR, Anleger bleiben derzeit weiter an der Seitenlinie. Aus charttechnischer Sicht ist wichtig, dass die 38-Tage-Linie nicht nachhaltig unterschritten wird.
(Mit Material von dpa-AFX)
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