Die Führung von Volkswagen stellt sich bei der Online-Hauptversammlung am Donnerstag (ab 10.00 Uhr) den Aktionären. Einige Anteilseigner haben kritische Fragen eingereicht - etwa zur "Dieselgate"-Entschädigung von Ex-Konzernchef Martin Winterkorn und weiteren Managern, zum neuen Vergütungssystem für die Vorstände oder zur Klimastrategie des größten europäischen Autoherstellers.
Ein Schwerpunkt des Interesses dürfte auf dem außergerichtlichen Deal über Schadenersatz im Abgasskandal mit ehemaligen Top-Entscheidern liegen. VW hatte im Juni mit Anwälten und Versicherern vereinbart, dass etwa Winterkorn 11,2 Millionen Euro zahlt. So soll ein Teil der Mitverantwortung für die Affäre um gefälschte Abgaswerte abgegolten werden. Der Batzen der Gesamtsumme von 288 Millionen Euro - sie enthält auch Ansprüche an Ex-Audi-Chef Rupert Stadler, den früheren Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz und den Audi-Manager Stefan Knirsch - stammt jedoch von spezialisierten Haftpflichtversicherungen.
Die VW-Eigentümer müssen dem mehrheitlich zustimmen. Einige bemängeln die Vereinbarung. So meint der Experte für gute Unternehmensführung der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, Hendrik Schmidt, man werde die Haftungsvergleiche "ausdrücklich nicht unterstützen. In beiden Fällen verzichten die Herren Winterkorn und Stadler auf Vergütungszusagen für Zeiten nach ihrem jeweiligen Ausscheiden aus dem VW-Konzern. Es wird also de facto auf etwas verzichtet, was nicht verdient wurde".
Gegenwind dürfte es auch beim Thema Klimaschutz geben. VW will bis spätestens 2050 bilanziell CO2-neutral sein, der Konzern schärfte einige Ziele auf dem Weg dorthin nach. Die Umweltorganisation BUND lobt den schrittweisen Ausstieg aus dem Verbrenner, moniert aber, dass die Wolfsburger an diesem gleichzeitig noch Jahre festhalten. Es würden nach wie vor "zu viele zu große, zu schwere und übermotorisierte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verkauft".
Als Dividende für das Geschäftsjahr 2020 schlug VW ein gegenüber 2019 gleich bleibendes Niveau von 4,86 Euro je Vorzugsaktie vor. Bei der Online-Versammlung muss außerdem noch der Aufsichtsratssitz der neuen Betriebsratschefin Daniela Cavallo bestätigt werden. An der geplanten Mandatsverlängerung für einige andere Aufseher gibt es Kritik aus Reihen der Anleger: Die Interessenverquickung sei hoch - und VW habe abermals die Chance verpasst, mehr unabhängige Experten in das Gremium zu entsenden.
Zuletzt konnte Volkswagen bei Analysten und Anlegern allerdings mit guten News punkten. Nachdem der Auto-Hersteller gute vorläufige Zahlen bekannt gab, legte Vorstand Herbert Diess mit einem Update zur Konzernstrategie nach. Am Dienstag punktete VW mit guten Verkaufszahlen seiner Elektroautos.
Die Aktie hat sich nach einem erneuten Test der psychologisch wichtigen Marke von 200 Euro wieder auf den Weg nach oben gemacht. Fakt ist: Der Fokus auf Software und Digitalisierung zeigt die Richtung an. VW wird in Zukunft so die Möglichkeit haben, neue Erlösquellen anzuzapfen.
Es bleibt dabei: Anleger bleiben investiert und sollten sich von möglichen Rücksetzern aufgrund des volatilen Gesamtmarkts nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das Papier bleibt im Auto-Sektor erste Wahl!
(Mit Material von dpa-AFX).