Volkswagen wird seine Tochter Porsche AG am 29. September an die Börse bringen. Aktuellen Daten zur Folge würde der Sportwagenbauer am oberen Ende der Preisspanne mit 75 Milliarden Euro bewertet. Im Vorfeld gingen Experten von einer Spanne zwischen 70 Milliarden Euro und 85 Milliarden Euro aus. Zum Vergleich: VW kommt am Finanzmarkt derzeit auf gut 87 Milliarden Euro Marktkapitalisierung.
Dem VW-Konzern dürften durch den Börsengang 18,8 Milliarden Euro zufließen, wovon 9,6 Milliarden einbehalten und 9,2 Milliarden als Sonderdividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Die Sonderdividende wird aller Voraussicht nach eine außerordentliche Hauptversammlung im Dezember 2022 beschließen.
Ferrari mit dicken Margen
Ein Vergleich mit Ferrari mag vielleicht etwas zu hoch gegriffen sein. Schließlich baut Ferrari Luxusautos. Die Nachfrage ist auch in Zeiten von Rezession und Krisen ungebrochen hoch.
Porsche dagegen baut Premium-Autos. Die Nachfrage dürfte in Krisenzeiten deutlich stärker reagieren im Vergleich zu Ferrari. Der ein oder andere könnte seine Investition in einen neuen PS-Protz durchaus zurückstellen.
Dennoch lohnt ein Vergleich: Ferrari wird 2022 knapp 4,8 Milliarden Euro Umsatz stemmen.
Die italienische Luxus-Schmiede kommt dabei auf eine einzigartige Marge von 37 Prozent oder rund 70.000 Euro Gewinn pro Auto. Bei Porsche sind es 16.000 Euro oder 16 Prozent Marge.
Der Börsenwert von Ferrari beträgt 36 Milliarden Euro. Macht ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 7,5.
Zum Vergleich: Porsche stemmt Erlöse von rund 39 Milliarden Euro. Bei einem Börsenwert von 75 Milliarden Euro würde das einem Multiple von 1,9 entsprechen. Demnach fällt die Bewertung des deutschen Sportwagenbauers nicht unbedingt aus dem Rahmen.
Porsche und Piëch: Die Gewinner des Börsengangs
Gewinner des Börsengangs wären in erster Linie natürlich die Familien Porsche und Piëch, die endlich wieder Einfluss auf „ihr“ Brand, das Filetstück des VW-Konzern, ausüben können. Gewinner ist auch der VW-Konzern. Volkswagen wird aller Voraussicht nach rund 75 Prozent der Stammaktien sowie 75 Prozent der Vorzüge der Porsche AG behalten.
Es gibt allerdings auch kritische Stimmen zum Börsengang: “Die Familie soll die Stammaktien von Porsche bekommen und weiter das Sagen haben. Es geht in typischer VW-Manier weiter: Echte Unabhängigkeit ist nicht in Sicht”, so Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment.
Durch den Börsengang der Tochter Porsche AG werden im VW-Konzern stille Reserven gehoben. VW kommt aktuell auf einen Börsenwert von 87 Milliarden Euro. Porsche deckt rund 80 Prozent der Summe ab.
Zudem hat der VW-Konzern spannende Brands wie Lamborghini, Bentley und Audi unterm Dach.Das sollte der Aktie weiter Auftrieb geben.
Das Papier hat sich zuletzt von der negativen Gesamtmarktentwicklung abgekoppelt. Das Papier hat sich auch besser entwickelt als die Papiere aus der Peer-Group Mercedes-Benz und BMW. Nächste Widerstandslinie ist die wichtige 200-Tage-Linie, die derzeit bei 158,78 Euro verläuft.