Die Verdopplung der Rohstoffkosten und fehlende Elektronikchips werden die Erholung der Autoindustrie nach einer Studie der Unternehmensberatung AlixPartners noch auf Jahre bremsen. Weltweit würden dieses Jahr voraussichtlich etwa 83 Millionen Autos verkauft. Die 2018 erreichte Rekordmarke von 94 Millionen Autos werde wohl erst wieder 2025 erreicht.
Die Gewinnmargen dürften dieses Jahr wieder Vorkrisenniveau erreichen, sagte Branchenexperte Jens Haas am Freitag. Grund seien Sparprogramme, hohe Staatshilfen, "die Vermeidung von Rabattschlachten und die schnelle Erholung des chinesischen Marktes".
Aber die Rohstoffkosten pro Fahrzeug seien im Vergleich zum Vorjahr um 92 Prozent auf ein Rekordhoch von 3.600 Dollar gestiegen. Für nächstes Jahr werde nur eine leichte Entspannung erwartet. "Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau ist aber noch nicht in Sicht", denn es mangle an fast allen wichtigen Rohstoffen, erklärten die Studienautoren.
Die Chip-Knappheit werde in Europa zu einem Produktionsausfall von bis zu vier Millionen Fahrzeugen führen. "Aktuell werden Bestellungen von Ende 2020 erst im September dieses Jahres bedient." Dies führe vermehrt zu Produktionsstopps in Autofabriken weltweit. Mit einer Entspannung der Situation sei erst 2022 zu rechnen. Für die Studie hatten sie die Bilanzen von mehr als 300 Autoherstellern und Zulieferern ausgewertet.
Volkswagen hat zuletzt aufgrund von Teileknappheit für die kommende Woche erneut Kurzarbeit angekündigt.
In naher Zukunft würden die Autobauer bei der Softwareentwicklung wohl enger zusammenarbeiten. "Hersteller kämpfen derzeit damit, rechtzeitig bis zur Einführung autonomer Systeme nicht nur bei Komponenten, sondern auch bei der Entwicklung von Software genug Erfahrung zu sammeln", erklärten die Branchenexperten.
"Der War for Talents für das Fahrzeug der Zukunft wird sich weiter verschärfen, da nicht mehr nur die großen Tech-Unternehmen wie Google oder Facebook auf Softwareentwickler angewiesen sind, sondern Autobauer mehr und mehr Ingenieure dieses Fachbereichs benötigen."
Welche Bedeutung diesem Thema beigemessen wird, zeigt auch die jüngste Ankündigung von Daimler. Im Kampf um Talente laufen beim Auto- und Lastwagenbauer Daimler Gespräche mit der Arbeitgeberseite über neue Tarifverträge speziell für Elektroingenieure und Software-Experten, hieß es zuletzt. Dabei gehe es beispielsweise um die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen, sagte ein Sprecher des Daimler-Gesamtbetriebsrats in Stuttgart am Mittwoch auf Anfrage.
DER AKTIONÄR bleibt dennoch bei der Aktie von Volkswagen optimistisch. Das Unternehmen hat sich stark positioniert. Bei BMW und Daimler rät DER AKTIONÄR, die Positionen zu halten.
(Mit Material von dpa-AFX)
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Daimler.