Zu Wochenbeginn hat die Aktie des schwer in der Krise steckenden Gasversorgers Uniper einmal mehr ein neues Rekordtief erreicht. Auch wenn sich der MDAX-Titel im Tagesverlauf etwas erholt hat, bleibt der Chart schwer angeschlagen. Nun werden Forderungen lauter, dass der Bund die Mehrheit übernehmen soll.
Gewerkschaften sowie Betriebsräte von Uniper haben sich für ein stärkeres Engagement des Bundes ausgesprochen. Sollten neben dem Rettungspaket weitere Mittel zur Stabilisierung erforderlich sein und der finnische Mutterkonzern Fortum nichts beisteuern wollen, „möchten wir die Bundesregierung sehr eindringlich darum bitten, ihren Einfluss auf Uniper auszuweiten und eine Mehrheitsbeteiligung anzustreben“, heißt es in einem am Montag bekanntgewordenen Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Neben drei Arbeitnehmervertretern unterzeichneten den Brief auch Verdi-Chef Frank Werneke und der Vorsitzende der Gewerkschaft IG BCE, Michael Vassiliadis.
Sie verweisen darauf, dass sich die Rahmenbedingungen seit der Unterzeichnung des Rettungspakets für Uniper im Juli weiter verschlechtert haben. So sei der Gaspreis noch höher als erwartet. Zudem habe der russische Staatskonzern Gazprom seine Lieferungen weiter eingeschränkt. „Deutschland braucht Uniper zur Sicherstellung der Gasversorgung von Deutschland, und Uniper braucht den Bund als verlässlichen Partner in einer Mehrheitsposition“, argumentieren die Unterzeichner in dem Brief, der auf den 26. August datiert ist und über den auch die Wirtschaftswoche berichtete.
Neuer Kredit beantragt
Uniper hatte langfristige Verträge zum Kauf russischen Gases zu vergleichsweise günstigen Preisen geschlossen und muss die ausbleibenden Mengen jetzt teuer auf dem Markt einkaufen. Inzwischen ist ein Kreditrahmen über neun Milliarden Euro bei der staatlichen Bank KfW ausgeschöpft. Am Montag gab das Düsseldorfer Unternehmen bekannt, eine Erhöhung um vier Milliarden Euro beantragt zu haben. Die KfW-Kredite sollen Unipers Finanzbedarf überbrücken, bis der Konzern ab 1. Oktober durch die Gasumlage den Großteil seiner gestiegenen Kosten an seine Kunden weitergeben kann.
Unipers Mutterkonzern Fortum führt unterdessen Gespräche über mögliche Finanzhilfen mit dem finnischen Staat, der mehr als 50 Prozent an Fortum hält. Momentan gehören Fortum 78 Prozent an Uniper.
Die Krise bei Uniper ist kaum schnell lösbar. Auch in den kommenden Wochen ist bei der Aktie mit starken Ausschlägen in beide Richtungen zu rechnen. Anleger bleiben deshalb weiter an der Seitenlinie.
Mit Material von dpa-AFX