Die Gaskrise setzt Uniper weiter zu. Der schwer in der Krise steckende Versorger braucht erneut Kapital. An der Börse kommt das nicht gut an, die Erholungsrally der vergangenen Tage wurde jäh gebremst. Auch am Donnerstag notiert die Aktie im frühen Handel tiefer. Die ersten Stimmen sind inzwischen da.
„Die Unterstützung der Bundesregierung ist für uns unverzichtbar, und wir zählen auch auf die Unterstützung der EU-Kommission“, sagt etwa Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach. Nur so könne der Fortbestand des Konzerns für die Zukunft gesichert werden. „Die Zustimmung unserer Aktionäre auf der nun anstehenden außerordentlichen Hauptversammlung zu den vorgeschlagenen Kapitalmaßnahmen ist dafür unerlässlich.“ Das beschlossene Stabilisierungspaket steht allerdings weiterhin unter dem Vorbehalt der erforderlichen behördlichen Einwilligung.
Uniper erwartet zwar, dass die erforderlichen Genehmigungen bis zur geplanten Zusammenkunft der Aktionäre im Dezember erteilt werden. Aber bislang ist die Konsultation mit der Europäischen Kommission noch nicht abgeschlossen. Deshalb wächst nun die Sorge, dass Brüssel das Stabilisierungspaket nur mit entsprechenden Auflagen genehmigt – oder gar eine Zerschlagung des Konzerns fordert.
„Uniper muss im Sinne seiner Beschäftigten, der Gesellschaft und nicht zuletzt für den deutschen Steuerzahler überlebensfähig bleiben und Zukunftschancen haben“, fordert der Vorsitzende des Uniper-Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, gegenüber dpa-AFX. Deshalb müsse Uniper als gesamter Konzern erhalten bleiben. „Nun setze ich darauf, dass auch die EU schnell das Genehmigungsverfahren vollzieht und dabei keine ungerechtfertigten Auflagen macht.“
JPMorgan vorsichtig
Skeptisch bleibt derweil die US-Bank JPMorgan, die die Einstufung für Uniper auf „Underweight“ mit einem Kursziel von 2,20 Euro belassen hat. Dies erinnere daran, dass die Fundamentaldaten für den Versorger, der gezwungen sei, die Kosten für die russische Gasverknappung zu tragen, und der als Schutzschild für die deutsche Wirtschaft benutzt werde, düster blieben, so Analyst Vincent Ayral. Letztendlich könnten die Minderheitsaktionäre auf dem Rechtsweg eine materielle Entschädigung erhalten, doch das sei kurzfristig unwahrscheinlich.
Der Kapitalbedarf von Uniper ist enorm. Die Krise ist noch nicht vorbei, die anstehende Verstaatlichung des Konzerns wirft weiter viele Fragen auf. Die Aktie bleibt ein Spielball der Politik und eine reine Spielwiese für Zocker.
Mit Material von dpa-AFX