Beim größten deutschen Gasimporteur Uniper häufen sich durch die gestiegenen Gaspreise die Verluste. Für das dritte Quartal werde ein deutlich negatives Ergebnis erwartet, wie Uniper überraschend am Dienstagabend in Düsseldorf mitteilte. Die Verluste wirken sich auch auf das bilanzielle Eigenkapital von Uniper aus.
Das Unternehmen zeigte daher den Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals an. Aktienrechtlich zieht dies die Pflicht zur Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung nach sich. Diese soll in der zweiten Dezemberhälfte stattfinden. Dann will das Management die Anleger über den Verlust informieren und die Lage der Gesellschaft erläutern.
Laut dem Geschäftsbericht 2021 belief sich Unipers Grundkapital auf 622,1 Millionen Euro. Nach dem Aufzehren sämtlicher Kapital- und Gewinnrücklagen durfte der weitere Verlust entsprechend 311 Millionen Euro nicht überschreiten. Es handele sich um einen formalen Akt, der im Kontext der aktuellen Lage für Uniper nicht überraschend komme, teilte ein Sprecher auf Nachfrage am Dienstagabend mit. „Wir verlieren in Folge der fehlenden Gaslieferungen aus Russland nach wie vor jeden Tag Millionen Euro durch Ersatzbeschaffungskosten.“
Bund als Retter
Er verwies auf die getroffene Einigung mit der Bundesregierung auf ein Stabilisierungspaket. Dieses steht allerdings noch unter dem Vorbehalt regulatorischer Freigaben und der Zustimmung der Aktionäre. Deshalb steht bei Uniper noch eine weitere Hauptversammlung ins Haus. Es sei durchaus möglich, dass beide Hauptversammlungen auf den gleichen Termin fallen und dann gegebenenfalls zu einer Hauptversammlung verbunden werden könnten, sagte der Sprecher.
Die Bundesregierung, Uniper und dessen bisheriger Mehrheitsaktionär Fortum hatten sich vor einem Monat auf eine weitgehende Verstaatlichung von Uniper verständigt. Dabei ist unter anderem eine Kapitalerhöhung sowie der Erwerb der Uniper-Anteile von Fortum vorgesehen. Anschließend soll der Bund etwa 98,5 Prozent der Anteile an Uniper besitzen.
Die Verlustanzeige kommt nicht überraschend und ändert nichts an den Plänen zur Verstaatlichung. Dennoch kommt die Aktie angesichts der konkreten Zahlen einmal mehr unter die Räder. Es bleiben zu viele Fragezeichen. Anleger lassen die Finger von der Aktie.
Mit Material von dpa-AFX