Der Touristik-Riese TUI ist - wie viele andere Reiseveranstalter, Fluggesellschaften oder Betriebe aus dem Gastgewerbe - aufgrund der globalen Verbreitung des neuen Coronavirus erheblich in Bedrängnis geraten. Seit Tagen liefen Gespräche über Kurzarbeit-Regelungen. Jetzt ist das Ergebnis da. Und es ist drastisch.
Bei TUI Deutschland sollen die Beschäftigten wegen der schwierigen Geschäftslage durch die Corona-Krise für ein halbes Jahr in Kurzarbeit gehen. Die mit dem Management vereinbarte Regelung greife für die Zeit vom 1. April bis zum 30. September, hieß es in einer Information von Konzern-Betriebsratschef Frank Jakobi an die Mitarbeiter.
Das Unternehmen will demnach über die gesamte Phase verschieden hohe Anteile von Kurzarbeit in verschiedenen Bereichen einführen. Einzelheiten hierzu würden derzeit noch verhandelt, war heute aus der Zentrale in Hannover zu hören.
Harter Sparkurs angekündigt
Konzernchef Fritz Joussen muss zudem mit einem Sparkurs auf die wegbrechende Nachfrage nach Urlaubsreisen reagieren, Investitionen ohne vertragliche Bindungen und nicht unbedingt notwendige Ausgaben liegen auf Eis. "Wir müssen jetzt unser Geld zusammenhalten", hatte er in der vergangenen Woche gesagt. Das Liquiditätspolster des weltgrößten Tourismuskonzerns betrug zuletzt 1,4 Milliarden Euro.
Die TUI-Aktie, die am vergangenen Montag bis auf 2,42 Euro abgerutscht ist und damit den tiefsten Stand seit 1991 markierte, dümpelt seitdem um die 3-Euro-Marke. Am Donnerstag-Vormittag notierte der Wert in freundlichem Umfeld bei 3,10 Euro.
Seit Dienstag holen reguläre TUI-Flugzeuge sowie Sondermaschinen und Flieger mit Extrakontingenten gestrandete Touristen nach Deutschland. TUI beteiligt sich mit Lufthansa und Condor auch an einem Programm des Auswärtigen Amtes, es ist die größte Rückholaktion für Deutsche in der Geschichte der Bundesrepublik. Normale Flüge ins Ausland hatte TUI zum Wochenbeginn eingestellt - ebenso den Großteil des Programms aus Pauschalreisen, Kreuzfahrten und Hotelbetrieb.
Geschäftsmodell infrage gestellt
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil setzt sich für möglichst rasche staatliche Hilfen für den Konzern in der Coronakrise ein. TUI sei eigentlich kerngesund, sagte er. Der Nachfrageeinbruch wegen der Pandemie und die erzwungenen Streichungen seien nun aber bedrohlich: "Jetzt ist innerhalb kürzester Zeit das ganze Geschäftsmodell infrage gestellt." Es gehe darum, "durch Staatshilfe die Grundlage für den Fortbestand eines soliden Unternehmens" zu legen. Der Bund müsse daher geplante Hilfen für in Not geratene Firmen konkretisieren: "Es geht um Tempo."
Die Bundesregierung hat ein umfangreiches Paket unter anderem aus Krediten, Bürgschaften und Liquiditätshilfen für TUI angekündigt. Neben den Folgen für die Urlauber ergreift TUI "einschneidende Kostenmaßnahmen, um die Auswirkungen auf unser Ergebnis abzumildern". Die Buchungen für den Sommer sind stark unter Druck. Nach Einschätzung Weils sind aktuell "so gut wie keine Reisen mehr zu verkaufen". Er dringt daher auf eine rasche Klärung der Details der geplanten Hilfen. (Mit Material von dpa-AFX)
Ein längerfristig orientiertes Investment in der TUI-Aktie hat weiterhin keine Eile.