Die Aktie des Reisekonzerns TUI hat Ende vergangener Woche einen heftigen Einbruch erlitten. An diesem Montag zählt sie erneut zu den größten Verlierern an der Frankfurter Börse. Anleger sind noch im Begriff, die jüngste Kapitalmaßnahme zu verdauen, da erreicht sie eine weitere Meldung verbunden mit der Frage: Lief beim Stabilisierungspaket alles sauber ab?
Diese Meldung sorgt nicht gerade für Entspannung: Die Finanzaufsicht Bafin will sich die Bewegung des TUI-Aktienkurses in den Tagen und Wochen vor der Entscheidung über ein weiteres Hilfspaket Anfang Dezember genauer anschauen. Der Haushaltsexperte der Grünen-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Stefan Wenzel, hatte sich zuvor schriftlich an die Bonner Behörde gewandt. Er sieht Klärungsbedarf bei der Frage, warum es in der zweiten November-Hälfte zu einem starken Anstieg des Handelswerts der TUI-Aktie gekommen war. Am 2. Dezember hatte der Reisekonzern aus Hannover mitgeteilt, dass der Weg für das inzwischen dritte, in großen Teilen staatlich finanzierte "Stabilisierungspaket" frei sei. Der Bund dürfte im Zuge der Umsetzung Großaktionär bei TUI werden.
"Wie bei Übernahmen Standard, sehen wir uns natürlich auch die Kurs- und Umsatzentwicklung der TUI-Aktie routinemäßig an", hieß es dazu am Montag von den Finanzmarkt-Aufsehern. Der Vorgang ist insofern nichts Ungewöhnliches - Wenzel vermutet aber, dass hinter den Kursänderungen möglicherweise auch verdächtige Geschäfte stecken könnten. Er bat deshalb "um Prüfung, ob dabei gegebenenfalls Informationen zu bereits laufenden Gesprächen oder Verhandlungen über ein drittes Paket zur Stützung der TUI AG (...) von Bedeutung waren".
Der Grünen-Politiker kritisierte zudem: "Bundesregierung und die Landesregierungen haben der Öffentlichkeit keine wirklich nachvollziehbaren Informationen zur Notwendigkeit der dritten Hilfe, falschen Fortführungsprognosen und den strategischen Plänen von TUI für die Zukunft gegeben."
Aktienhandel mit Insiderwissen über unmittelbar bevorstehende, strategisch wichtige Entscheidungen bei börsennotierten Unternehmen ist illegal. Die Bafin äußerte sich zunächst nicht weiter zum Thema. In Niedersachsen wird auch über eine Tui-Landesbürgschaft gesprochen. Diese ist vor allem in der Opposition aus Grünen und FDP umstritten.
Die Aktionäre des Konzerns hatten in der vergangenen Woche mit großer Mehrheit der erweiterten Unterstützung zugestimmt. Unter anderem kann sich der Staat über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) jetzt unter bestimmten Bedingungen mit bis zu 25 Prozent an Tui beteiligen. Bisher gibt es rund 4,8 Milliarden Euro an staatlichen sowie privaten Hilfen und eine Kapitalerhöhung. Der Bund stützt auch die Lufthansa .
Eines ist klar: Für ein (großes) Comeback von TUI im Sommer 2021 braucht es zunächst einen hocheffizienten Impf-Prozess und das daraus resultierende Einsetzen der viel zitierten Herden-Immunität. DER AKTIONÄR, der TUI in seinem Langfrist-Depot hält , ist für dieses Szenario durchaus optimistisch. Deshalb wird die Redaktion auch das Bezugsrecht für die neuen TUI-Anteile wahrnehmen und die vorhandene Position entsprechend aufstocken. Die TUI-Aktie ist unter dem Strich eine spekulative Wette (auf eine mittelfristige Erholung des Tourismus) und eignet sich damit nur für mutige Anleger.
Mit Material von dpa-AFX
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