Der Bericht des Wall Street Journals schlug hohe Wellen: Monatlich wolle Tesla-CEO Elon Musk 45 Millionen Dollar für den Wahlkampf von Donald Trump spenden. Inzwischen dementierten beide Seiten die Nachricht. Spannend ist diese dennoch, da der Wahlausgang auch Auswirkungen auf wichtige Entscheidungen bei Tesla haben könnte.
So könnte Trump nach seiner Wahl etwa den von der Biden-Regierung verabschiedeten Inflation Reduction Act aushöhlen. Im Rahmen dessen wurde unter anderem der Kauf von E-Autos mit bis zu 7.500 Dollar subventioniert. Sollte diese Förderung wegfallen, hätte das sicherlich auch Auswirkungen auf die Nachfrage nach Stromern.
Wesentlich schwerer dürfte für Tesla jedoch wiegen, dass Donald Trump plant, Zölle auf in Mexiko hergestellte Autos zu erheben. Bisher herrscht zwischen Mexiko und den USA ein Freihandelsabkommen, welches es Autobauern erlaubt, Fahrzeuge steuerfrei in die Staaten zu importieren. Aus Angst vor chinesischen Herstellern, die sich nun vermehrt in Mexiko ansiedeln, um Importsteuern von zukünftig 100 Prozent zu umgehen, könnte es jedoch bald zu Zöllen für die Einfuhr von Autos aus Mexiko kommen.
Die Folgen für Tesla
Dieses Vorhaben hat bei Tesla nun zu einer schwerwiegenden Entscheidung geführt. So kündigte Musk im Rahmen der Quartalszahlen an, die Pläne für das geplante Werk in Monterrey im mexikanischen Bundesstaat Nueva Leon auf Eis zu legen. Vorerst bis nach den US-Wahlen wird der Autobauer nicht mit dem Bau beginnen. Im Hinblick auf die drohenden Zölle erklärte der CEO gegenüber Analysten und Medienvertretern: „Es macht keinen Sinn, in Mexiko zu investieren, wenn das passieren wird“.
Die geplante Gigafactory in Mexiko hatte Tesla im März letzten Jahres angekündigt, jedoch ohne einen konkreten Zeitplan. Für den E-Autobauer ist das Werk von großer Bedeutung, so plant Tesla, dort Fahrzeuge auf Basis der neuen E-Plattform zu bauen. Die darauf basierenden Stromer sollen um bis zu 50 Prozent günstiger in der Produktion sein. Unter anderem ist auch ein Einstiegsmodell für unter 25.000 Dollar geplant. Dieses ist für Tesla besonders wichtig, da sich in dieser Preisregion ein Großteil der zukünftigen Nachfrage nach E-Autos abspielen dürfte. Somit dürfte das Modell Tesla bei seinen ambitionierten Wachstumszielen unterstützen.
Neben den offiziellen, politischen Gründen können jedoch auch andere Gründe hinter dem vorübergehenden aus für die Gigafactory in Monterrey liegen. So kämpfte Tesla zuletzt mit einer schwächeren Nachfrage und verzeichnete Rückgänge bei den Auslieferungen. Um dies zu bekämpfen setzt das Management auf teils hohe Rabatte, was jedoch die Profitabilität – wie sich jüngst bei den Q2-Zahlen zeigte – deutlich einbrechen ließ. Zwar verdient Tesla immer noch gutes Geld, die geplante Investition von fünf Milliarden Dollar könnte der Konzern jedoch hinten anstellen. Vor allem da sich der Fokus zunehmend auf das Thema KI und autonomes Fahren sowie Robo-Taxis verschiebt.
Das Werk in Mexiko wäre ein wichtiger Baustein für Tesla. Die jüngsten News diesbezüglich dürften vorerst aber keine Auswirkungen auf die Aktie haben, da es zuletzt ohnehin ruhig um die Fabrik geworden ist. Anstatt eines Volumenmodells hat sich der Fokus bei Tesla auf die Themen KI, FSD und Robo-Taxi verschoben. Vor allem der Erfolg in diesem Bereich wird sich entscheiden, ob die aktuell sportliche Bewertung (2025er-KGV: 49) gerechtfertigt ist. Das Robo-Taxi hat enormes Potenzial. Jedoch verschob Musk zuletzt dessen Vorstellung und die Fantasie dürfte zu einem Großteil bereits im aktuellen Kurs eingepreist sein. Für einen Einstieg warten Anleger daher einen stärkeren Rücksetzer ab.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Tesla.