Nach enttäuschenden Quartalszahlen hat die Aktie von Tesla den Rückwärtsgang eingelegt. Damit ist von der Kursrally des Elektroautobauers seit Juli von 181 Dollar auf 263 Dollar nur noch ein Teil übrig geblieben. Wie geht es mit der Aktie weiter?
Der operative Gewinn von Tesla ist im Vorjahresvergleich im sechsten Quartal in Folge gesunken. Zum achten Mal habe man die Erwartungen enttäuscht, kommentierte JPMorgan-Analyst Ryan Brinkman die Daten von Tesla. Das operative Ergebnis wäre zudem noch weitaus geringer ausgefallen, wenn Tesla nicht so viel durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten erlöst hätte. Dieser Handel sei zwar ein echtes Plus für Tesla, so der Experte weiter. Er sei jedoch sicher nicht dazu gedacht, langfristig eine derart große Rolle zu spielen, da die Branche generell im Wandel der Elektrifizierung stecke. Kaufen müssen diese Emissionsrechte nämlich andere Autobauer, deren Flotte bisher weniger klimafreundlich ist. Brinkmans Kursziel für die Tesla-Aktie lautet 115 Dollar.
Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für Tesla nach den jüngsten Quartalszahlen auf "Sell" mit einem Kursziel von 197 Dollar belassen. Eine Menge an Möglichkeiten hinsichtlich Künstliche Intelligenz (KI) sei im Kurs inzwischen eingepreist, schrieb Analyst Joseph Spak in einer Studie.
Nicht nur aufgrund der schwachen Zahlen verlor die Aufwärtsbewegung von Tesla an Power. Tesla hat die Vorstellung seines Robo-Taxis um rund zwei Monate auf Oktober verschoben. Er habe noch einige Verbesserungen angeordnet, sagte Tesla-Chef Elon Musk am Dienstag. Der neue Termin ist nun am 10. Oktober statt am 8. August. Weiterhin blieb offen, ob Teslas Robo-Taxi noch Lenkrad und Pedale haben wird - und wann es tatsächlich auf die Straße kommen könnte.
Tesla tritt im Robo-Taxi-Segment auf ernsthafte Konkurrenz. Alphabets Waymo hat weitere Hürden in ihrem bereits aktiven Robo-Taxi-Fahrdienst gemeistert. Ihre fahrerlosen Autos absolvierten mehr als zwei Millionen Fahrten mit Passagieren. Pro Woche gibt es aktuell rund 50.000 Fahrten, hauptsächlich in San Francisco und Phoenix. Alphabet will nun weitere fünf Milliarden Dollar in den Ausbau des Dienstes stecken, wie der Konzern mitteilte.
Waymo ist damit die klare Nummer eins im Robotaxi-Markt, nachdem der Konkurrent Cruise aus dem Autokonzern General Motors von einem Unfall gebremst wurde. Cruise stoppte im Oktober Fahrten in San Francisco und anderen Städten.
Waymo setzt zu selbstfahrenden Wagen umgebaute Jaguar-Elektroautos ein, auch Cruise will nun vorerst weiter auf modifizierte Fahrzeuge des GM-Modells Chevy Bolt setzen. Ein Grund ist, dass Fahrzeuge ohne Lenkrad und Pedale auf US-Straßen weiterhin eine spezielle Genehmigung bräuchten, auch wenn die Steuerelemente nicht benutzt werden. Musk ließ offen, ob Tesla sich um eine solche Erlaubnis bemühen werde.
Er behauptete zudem, dass der Ansatz von Tesla beim autonomen Fahren gleichermaßen überall funktionieren werde, während Waymo erst hochpräzise Karten neuer Gebiete für die Fahrzeuge anfertige. Auch wiederholte er frühere Ankündigungen, dass Tesla-Besitzer ihre Fahrzeuge zeitweise in eine Flotte selbstfahrender Autos einbringen können sollen, um damit Geld zu verdienen. Das verspricht Musk allerdings schon seit Jahren. Musk stellte dabei Tesla-Besitzern einen Zusatzverdienst von 30.000 Dollar pro Jahr in Aussicht.
„Das Segment kann durchaus sehr lukrativ werden, allerdings eher ab der nächsten Dekade. Momentan fordert es noch Milliarden-Investitionen“, sagt Frank Schwope, Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft Fachhochschule des Mittelstands Hannover gegenüber dem AKTIONÄR.
Die Q2-Zahlen haben enttäuscht. Dennoch sollten Anleger diese nicht zu hoch bewerten. Vielmehr geht der Blick Richtung Oktober. Wie weit ist Tesla mit seiner Robo-Taxi-Lösung? Wie steht Tesla im Vergleich zu Waymo, Zoox, oder Rimac da? Wird Musk ein Auto mit oder ohne Lenkrad und Pedale präsentieren?
Fakt ist allerdings auch, dass noch mehrere Jahre vergehen, bis Robo-Taxis relevante Umsätze und Gewinne erzielen werden. Im aktuellen Kurs mit einem KGV und einem KUV von 5,0 für 2025 ist bereits viel Zukunftsmusik bei Tesla eingepreist. Ein Börsenwert von 626 Milliarden Euro ist extrem sportlich, während andere Auto-Hersteller wie BYD (87 Milliarden Euro) oder Volkswagen (58 Milliarden Euro) weitaus günstiger bewertet sind. Wer an Musks Vision glaubt und investiert ist, bleibt dabei. Für einen Einstieg warten Anleger noch ab.