Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht wachsende Risiken für Investitionen wie von US-Elektroautobauer Tesla in die Batteriefertigung in Deutschland. "Wir glauben, dass der Hochlauf der Elektromobilität gestört wird – auch deshalb, weil man die Subventionen in Deutschland gekürzt hat", sagte der Direktor des CAR - Center Automotive Research in Duisburg der dpa.
"Damit werden Verbrenner wieder preisgünstiger für die Kunden. Damit braucht man weniger Batterien in Europa." Zugleich gebe es hohe Strompreise in Deutschland.
Tesla hat die Priorität für die Fertigung von Batterien wegen steuerlicher Gründe in die USA verlegt und lässt offen, wann in Deutschland komplette Batterien gefertigt werden. Das Unternehmen will diese Produktion in Deutschland aber nicht aufgeben: Der Plan sei nach wie vor, komplette Batterien in Grünheide zu fertigen, heißt es von dem Unternehmen. Der Fokus der Zellfertigung liege wegen der US-Rahmenbedingungen mit Steuererleichterungen für die Batterieherstellung derzeit in den USA.
Dudenhöffer sprach von einer Verschlechterung für den Standort. Ähnlich hatte er sich in der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch) geäußert. "Gerade die Entscheidung von Tesla sollte man in Berlin sehr ernst nehmen", sagte der Wirtschaftswissenschaftler der dpa. Wenn das sogenannte Inflationsbekämpfungsgesetz von US-Präsident Joe Biden so bleibe, wie es ist, würden die deutschen Autobauer versuchen, Batterien in den USA einzubauen. "Wenn in Europa die Produktionskapazitäten nicht oder später aufgebaut werden, läuft man in der Regel bei den Kostenvorteilen durch Größe hinterher."
Die Lage wird nach Einschätzung des Autoexperten durch die gestiegenen Energiekosten infolge des Ukraine-Kriegs in Deutschland zusätzlich erschwert. "Damit sind wir gerade bei der Zellproduktion sehr im Nachteil", sagte Dudenhöffer. "Ich würde nicht ausschließen, dass Tesla diese Investitionsentscheidung nochmal neu betrachtet."
Tesla hat in seiner bisher einzigen europäischen Autofabrik in Grünheide bei Berlin nach eigenen Angaben mit der Montage von Batteriesystemen begonnen und fährt die Produktion hoch. In naher Zukunft sollen diese Systeme auch in Fahrzeugen eingesetzt werden, die in Grünheide gebaut werden. Dort werden seit März 2022 Elektroautos hergestellt. In Europa haben Batteriehersteller wie der chinesische Branchenriese CATL, die Koreaner von Samsung SDI sowie die Schweden mit Northvolt Milliardeninvestitionen angekündigt. Autobauer wie Volkswagen, Mercedes-Benz und Stellantis investieren ebenfalls Geld in Zellwerke.
Mit dem Jahreswechsel lief die Förderung von Plug-in-Hybriden aus, die neben einem Elektromotor auch noch einen Verbrenner nutzen. Für Batterie- und Brennstoffzellen-Autos sind die Förderprämien gesunken. Durch die Senkung der Förderprämien ist der Absatz von Elektroautos im Januar stark eingebrochen. Im Jahr 2024 werden die Förderprämien weiter zurückgehen.
Die USA haben derzeit einen klaren Standortvorteil. Darauf werden die Autobauer entsprechend reagieren. Die weltweiten Aussichten für die Elektromobilität bleiben aber gut. Tesla ist hier weiter stark positioniert, auch was die Standorte angeht. Aber auch Mercedes-Benz und VW geben ordentlich Gas. Unter den drei genannten Autobauern sieht DER AKTIONÄR derzeit bei Mercedes-Benz die besten Chancen. VW und Tesla sind Haltepositionen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen und Mercedes-Benz.