Tesla hat im vierten Quartal die Erwartungen verfehlt. Der Elektroauto-Pionier hat weniger Fahrzeuge an seine Kunden übergeben als erwartet. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Zahl der Auslieferungen zwar um fast ein Drittel auf rund 405.000 Elektroautos, wie das von Tech-Milliardär Elon Musk geführte Unternehmen am Montag in Austin (US-Bundesstaat Texas) mitteilte. Branchenexperten hatten mit knapp 421.000 Fahrzeugen gerechnet.
Für das Gesamtjahr teilte Tesla mit, rund 1,3 Millionen Elektrofahrzeuge ausgeliefert zu haben. Das entspricht einer Steigerung von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine beeindruckende Leistung keine Frage. Allen voran in diesem wirtschaftlichen Umfeld, das in 2022 geprägt war von Lieferengpässen und Werkschließungen. Dennoch hat Elon Musk mit seinem Team das im Vorfeld ausgegebenen Ziel von 1,4 Millionen verkauften Autos verfehlt. Vollständige Zahlen zum vierten Quartal und dem Jahr 2022 will Tesla am 25. Januar bekannt geben.
Bernstein Research sieht Tesla bei 150 Dollar fair bewertet
In einer ersten Reaktion auf die Auslieferungszahlen hat das US-Analysehaus Bernstein Research Tesla auf "Underperform" mit einem Kursziel von 150 Dollar belassen. Trotz aggressiver Preisnachlässe habe der Elektroauto-Hersteller mit 405.000 Fahrzeugen die Markterwartungen verfehlt, schrieb Analyst Toni Sacconaghi in einer Studie. Auch die Marktschätzungen für die Bruttomargen im Schlussquartal 2022 erschienen wohl zu hoch, so der Experte.
Tesla sehe sich mit einem signifikanten Nachfrageproblem konfrontiert und diese Herausforderung dürfte im Jahr 2023 anhalten und von vielen Investoren unterschätzt werden. Schließlich könnte auch der breitere Markt weiter unter Druck geraten angesichts höherer Zinsen und nachlassender Konsumausgaben und somit höher bewertete Aktien wie Tesla übermäßig belasten
Ist Tesla noch immer zu hoch bewertet?
Die Tesla-Aktie hat zuletzt ihre rasante Talfahrt gestoppt. Ist Tesla nach dem Absturz nun günstig oder noch immer zu hoch bewertet? Fakt ist, dass Tesla mit einem Börsenwert von 344 Milliarden Dollar noch immer mehr auf die Börsenwaage bringt, als BMW, Mercedes und Volkswagen zusammen.
Dennoch: Was die Profitabilität angeht, hat Tesla gezeigt, was mit Elektroautos zu verdienen ist. Zur Erinnerung: Ein Verbrennungsmotor besteht aus rund 1.400 Teilen. Ein Elektromotor inklusive der Batterie dagegen nur aus 200 Teilen. Darüber hinaus werden durch Skaleneffekte auf lange Sicht die Batteriepreise weiter fallen.
Darüber hinaus werden die Autobauer in Zukunft mehrere tausend Euro beziehungsweise Dollar mit Zusatzdiensten verdienen, die via Software-Update erhältlich sein werden.
Noch ist der Software-Anteil am Gesamtumsatz von Tesla gering. Das könnte sich jedoch bald ändern, sobald mehr und mehr Tesla-Fahrer die Full-Self-Drive-Version im Abo oder sofort ordern.
Gut möglich, dass der starke Abverkauf nach dem Rebound am vergangenen Donnerstag ein Ende gefunden hat. Die Zahlen waren angesichts der schwierigen Bedingungen in den letzten Monaten jedenfalls nicht schlecht. Wer investiert ist, bleibt dabei. Stoppkurs: 105 Dollar. Auch andere E-Auto-Hersteller wie Rivian oder Lucid sollten im Tesla-Sog anziehen.