Den Anfang hat Tesla im Oktober 2022 gemacht. In der Folge zogen fast alle konkurrierenden Autobauer mit. Der Preiskampf in der Autobranche hat sich im laufenden Jahr vor allem in China ordentlich aufgeheizt. Doch zumindest in der Volksrepublik soll damit jetzt Schluss sein, zumindest wenn es nach mehreren Konzernen geht.
Am Donnerstag haben Vertreter von 16 Autobauern, darunter die großen Akteure wie Tesla und BYD, aber auch Newcomer wie Nio oder XPeng, eine nicht bindende Vereinbarung unterzeichnet. Damit haben sich die Unternehmen verpflichtet, einen fairen Wettbewerb aufrechtzuerhalten und „unnormale Preise“ auf dem weltgrößten Markt für Elektrofahrzeuge zu vermeiden. Die Kampfpreise verhagelten einigen Autobauern zuletzt ordentlich die Marge. Doch wer profitiert am meisten von dem potenziellen Ende der Preiskämpfe?
Tesla: Wie viel Einfluss hat China?
Um 6,6 Prozent hat der E-Auto-Pionier die durchschnittlichen Verkaufspreise in den ersten fünf Monaten des Jahres laut Bloomberg reduziert. Der höchste Wert unter den etablierten E-Autobauern, zumal noch der Nachlass aus 2022 hinzu kommt. Damit sollte Tesla bei einer Rückkehr zu normalen Preisen wohl am meisten profitieren. Problem dabei: Im Gegensatz zu den anderen Unterzeichnenden ist der US-Konzern auch außerhalb Chinas stark vertreten. Und dort läuft der Preiskrieg zum Teil immer noch. Trotz zuletzt wieder steigenden Preisen, kommt es immer wieder zu Rabatten. Jüngst etwa in Japan, wo der Konzern die Preise für seine Volumenmodelle Model 3 und Y senkte. Damit dürfte die bei Tesla ohnehin viel beachtete Marge weiter unter Druck bleiben.
BYD: Booster für die „schwache“ Marge?
Noch weit entfernt von der Marge des Branchenprimus ist zwar BYD. Der größte Produzent von New Energy Vehicles dürfte angesichts eines durchschnittlichen Nachlasses von 6,1 Prozent im Zeitraum Januar bis Ende Mai dennoch ordentlich profitieren. Für eine bessere Marge sollen ohnehin die Premium-Modelle der neuen Marken Yangwang und Fang Cheng Bao oder der jüngst mit viel Beachtung vorgestellte Tesla-Konkurrent Denza N7 sorgen. Da BYD fast aussschließlich in China aktiv ist – fast 95 Prozent des Fahrzeugabsatzes kamen im ersten Halbjahr aus dem Reich der Mitte –, dürfte der Konzern bei einer Rückkehr zu normalen Preisen ordentlich profitieren.
Nio: Keine Preisnachlässe – kein Effekt?
Offiziell keine Preisnachlässe durchgeführt – deshalb in der Bloomberg-Statistik auch mit Nachlässen von 0,0 Prozent geführt – hat Nio. Doch auch der Newcomer aus China hat laut lokalen Medienberichten zumindest bei Auslaufmodellen auf Basis der alten Plattform NT 1.0 ordentliche Rabatte gewährt. Zudem gab es weitere Aktionen wie Nachlässe bei bestimmten Ausstattungen oder eine Eintauschprämie. Mit der Absichtserklärung bietet sich Nio aber zumindest die Chance, bei einer potenziellen Normalisierung der Preise der Konkurrenz ebenfalls Aufschläge durchzuführen – zumal die Nachfrage im Q2 insbesondere im Juni merklich angezogen hat.
Von einem Ende des Preiskriegs in Fernost dürfte BYD wohl am meisten profitieren. Doch auch für Tesla und Nio ist die Erklärung positiv zu werten.
Im Allgemeinen ist die BYD-Aktie der Favorit aus dem Trio. Das Unternehmen überzeugt mit hoher Wertschöpfungstiefe und hohem Wachstum. Die Aktie hinkt der von Tesla auf Jahressicht zudem immer noch deutlich hinterher. Tesla dagegen ist nach der Rally schon sehr ambitioniert bewertet, überzeugt im Q2 jedoch mit starken Absatzzahlen. Diese legten auch bei Nio wieder deutlich zu. Jedoch verbrennt das Unternehmen noch viel Geld, weshalb ein Investment nur etwas für risikofreudige Anleger ist. Jedoch bietet der Konzern mit seinen schnittigen und technisch ausgereiften Produkten wie der Batteriewechseltechnologie auch entsprechend große Chancen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nio.