Der mehr als 30-prozentige Kurssturz bei Siemens Energy nach der Gewinnwarnung Ende Juni ist nach wie vor allgegenwärtig. Die Aktie kann sich noch immer nicht erholen, am Freitag verliert der DAX-Titel erneut an Boden. Allerdings hat Konzernchef Christian Bruch weiterhin das Vertrauen des Aufsichtsrats.
Am Donnerstagabend kam ein Sonderausschuss des Aufsichtsrats zu einer ersten Sitzung zusammen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa-AFX. Dieser soll die Aufarbeitung der Qualitätsprobleme überwachen, die Ursache der Gewinnwarnung waren. Vorsitzender soll dem Bericht zufolge der ehemalige Voith-Chef Hubert Lienhard werden. Auch Siemens-Vorstand Matthias Rebellius, Randy Zwirn und Laurence Mulliez zählen demnach zum neuen Gremium, dessen Mitglieder – alle vier auch Teil des Aufsichtsrats – anhand ihrer technischen Expertise ausgewählt worden seien.
Helfen soll auch eine Taskforce des Managements. Personelle Konsequenzen soll die Krise vorerst aber nicht haben. Christian Bruch, CEO von Siemens Energy, und auch Jochen Eickholt, der Chef des Windgeschäfts, haben noch das Vertrauen des Kontrollgremiums. Sie seien die Richtigen um die Probleme zu lösen. Klar ist aber auch: Sollte eine weitere Gewinnwarnung folgen, wird es auch für das Management eng.
Siemens Energy geht die Probleme an, doch diese zu lösen wird eine Herkulesaufgabe. Bislang ist auch noch offen, ob es sich lediglich um ein Produktionsproblem handelt oder das gesamte Design der Gamesa-Anlagen fehlerhaft ist. Denn dann dürften die Kosten noch deutlich höher ausfallen, als ohnehin schon in Aussicht gestellt.
An der Börse zeigt sich die Aktie weiterhin sehr volatil. Von einer echten Erholung ist aber nach wie vor nichts zu spüren. Es bestehen deutliche Zweifel, dass die Trendwende zeitnah gelingt. Erst wenn Gamesa in der Spur ist und nachhaltig profitabel arbeitet, dürfte auch die Mutter Siemens Energy an der Börse wieder nach oben laufen. Aktuell gilt unverändert: Die Aktie ist kein Kauf, weitere Verluste drohen.