Nach dem kräftigen Kurssturz in der vergangenen Woche läuft die Erholung bei Siemens Energy derzeit auf Hochtouren. Am Freitag legt die Aktie erneut rund zehn Prozent zu. Ausgehend vom Rekordtief in der vergangenen Woche steht inzwischen ein Plus von 50 Prozent zu Buche, auch wenn die Risiken weiter schwer quantifizierbar bleiben.
Das Milliarden-Desaster rund um Siemens Energy und die Verhandlungen mit dem Staat über Garantien für die Finanzierung neuer Projekte hatten einen massiven Absturz ausgelöst. Für etwas Beruhigung sorgten die Aussagen von Aufsichtsratschef Joe Kaeser, dass es sich dabei um kein Liquiditätsproblem handle. Das betonte nun auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Die Verhandlungen mit dem Konzern würden demnach auf Hochtouren laufen, doch Siemens Energy verfüge über einen hohen Auftragsbestand und brauche kein Geld.
Trotz der Erholung ist aber auch klar, dass die Probleme bei Siemens Gamesa tiefgreifend sind. Der Konzern nimmt für bestimmte Plattformen keine neuen Aufträge an, die Umsätze werden niedriger sein als erwartet und Nettoverlust sowie Mittelabflüsse werden größer ausfallen als bislang gedacht. Für die Qualitätsprobleme bei den Onshore-Anlagen und die Probleme beim Hochlauf der Fertigung im Offshore-Bereich wurde nach wie vor keine Lösung gefunden.
Hinzu kommen die Nachrichten vom dänischen Offshore-Spezialisten Ørsted, der zwei große Projekte in den USA aufgibt. Das zeigt einmal mehr, wie schwierig die Lage in der Windbranche ist. Gibt es künftig tatsächlich weniger neue Projekte, würde das auch die Nachfrage nach Turbinen entsprechend schmälern.
Die Erholungsrally bei Siemens Energy läuft. Doch noch immer notiert die Aktie unter dem Niveau vor dem Kurssturz. Eine faire Bewertung bleibt derzeit schwierig. Entscheidend ist, dass der Konzern auf dem Kapitalmarkttag am 21. November Lösungen für die Probleme präsentiert. Bis dahin ist weiter mit kräftigen Ausschlägen bei der Aktie zu rechnen.