Im erneut schwachen Marktumfeld ragt SGL Carbon am Mittwoch mit einem Kursplus von rund elf Prozent heraus. Der Anstieg ist auch durchaus berechtigt: Denn trotz Lieferkettenprobleme, steigender Energiepreise und Rezessionsangst hat der Kohlefaserspezialist seine bisherigen Prognosen massiv nach oben geschraubt.
SGL Carbon rechnet aufgrund der anhaltend robusten Entwicklung im laufenden Jahr mit besseren Geschäften als bislang gedacht. Dabei profitiert das Unternehmen unter anderem von einer höheren Nachfrage nach Acryl- und Carbonfasern, während die Kosten für den Hauptrohstoff des Geschäftsbereichs, Acrylnitril, gesunken sind. Entsprechend positiv dürfte sich das auf Erlös und operativen Gewinn auswirken, wie das Unternehmen am Dienstagabend mitteilte.
So erwartet das Management für 2022 nun einen Umsatz von 1,2 Milliarden anstelle von 1,1 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA sieht das Management deswegen nun bei 170 bis 190 Millionen Euro. Zuvor hatte das Unternehmen 130 bis 150 Millionen Euro in Aussicht gestellt. SGL hatte seine Prognose bereits Anfang Juni angehoben. 2021 lag das EBITDA noch bei 140 Millionen Euro und der Umsatz bei 1,01 Milliarden Euro. Noch Anfang 2022 war das Management davon ausgegangen, dass der Erlös lediglich stabil bleiben dürfte.
SGL betonte am Montag in der Mitteilung, dass auch die drei anderen Geschäftsbereiche rund um selbstschmierende Spezialgraphite (Graphite Solutions), dem Herstellungsprozess entlang der gesamten Lieferkette (Process Technology) und Carbon- und Glasfaserprodukte beispielsweise für die Automobilindustrie oder Luft- und Raumfahrt (Composite Solutions) sich gut entwickelt hätten. Die Prognose basiere auf der Annahme, dass die Geschäfte in allen Segmenten weiterhin so stark laufen wie bislang, hieß es.
Nach Jahren der Restrukturierung ist SGL wieder auf dem richtigen Weg. Die deutliche Prognoseanhebung ist ein ganz starkes Zeichen. Da SGL zudem von vielen Megatrends wie erneuerbare Energien oder E-Mobilität profitiert, ist die Aktie für spekulative Anleger auch nach dem Kurssprung kaufenswert.
Mit Material von dpa-AFX